Die operative Versteifung der Kopfgelenke ist für einige schwer an CCI/AAI erkrankte Menschen die letzte Hoffnung. Ich wiederum hoffe sehr, dass sowohl Ärzte als auch Betroffene in dieser Möglichkeit nicht versehentlich eine echte Lösung sehen.


Ein bedenklicher Trend

Dass momentan mehr und mehr Spendenaufrufe zur Finanzierung einer Versteifung der Kopfgelenke gestartet werden, halte ich für einen bedenklichen Trend. Das heißt nicht, dass ich glaube, die betreffenden Personen schlagen diesen Weg aus purer Freude am Nervenkitzel ein. Ich weiß, bei manch einem verhält sich CCI/AAI wie eine Explosion. Kaum ist man dahintergekommen, dass es Bumm gemacht hat, fliegt einem der Körper schon wirbelartig um die Ohren. Wenn eine Operation da noch was bewirken kann, dann denke ich: Klar! Ab unter’s Messer! Würde ich genau so machen.

Soll man Däumchen drehen?

Ganz anders bei Betroffenen, deren Leidenskarriere ihren unscheinbaren Anfang bei einem leisen, aber nervigen Symptom nahm, dem eine Reihe ungesunder Entscheidungen folgten. Klassisches Beispiel Schwindel (Der. Einfach. Nicht. Weggeht!)

Soll man da etwa Däumchen drehen?

Oder doch lieber eine Therapie nach der nächsten konsumieren, bis das Problem endlich behoben ist?

Wer hat denn heutzutage die Zeit und das Geld, auf Selbstheilung zu warten? Das muss schneller gehen, schließlich hat man sich mit wichtigeren Dingen herumzuschlagen – vor allem, wenn man wegen auf Straßen klebenden Klimakleberdödeln noch eine Extraportion Zeit einkalkulieren muss. Nichts für ungut.

Dummerweise führt diese Denke oftmals zu noch mehr Durcheinander, was ebenfalls Leid verursacht und neue suboptimale Entscheidungen erzeugt.

Und um diese Menschen – also Menschen, bei denen es wahrscheinlich auch anders gegangen wäre – ist es für mich einfach schade, wenn sie bis ans Ende ihrer Tage als wandelnde Stöcke umherlaufen müssen. Sicherlich ist das erstmal besser als extreme Überbeweglichkeit. Doch gar keine Beweglichkeit ist eben auch fatal, wenn wir mal ehrlich sind.

Deshalb finde ich es an dieser Stelle ok, zu verdeutlichen: Auch wenn solch ein Eingriff es zunächst schafft, ein gewisses Maß an Beschwerdefreiheit zu erzeugen, ist und bleibt er keinesfalls eine echte Lösung, sondern die letzte Rettung. Und das sind zwei unterschiedliche Dinge.

Mit dieser radikalen Aussage möchte ich Operierten aber keineswegs ein schlechtes Gefühl übermitteln, denn selbstverständlich ist eine Operation für stark Erkrankte ein echt guter Weg. Ich möchte hingegen Betroffene, die noch die Chance dazu haben, ihre Entscheidungen wohl zu überdenken, darin bestärken, achtsam zu sein, damit sie diese letzte Möglichkeit, ihre Krankheit zu bewältigen, niemals in Anspruch nehmen müssen. Denn sie ist wirklich alles andere als harmlos für den Körper. Ehrlich gesagt ist sie sogar eine totale Katastrophe, und nur gemessen an den schlimmstmöglichen Symptomen einer CCI/AAI hinnehmbar. Und das sagt doch schon alles.

Schaut doch mal vorbei

Aufgrund all dieser Überlegungen bin ich umso dankbarer für die Möglichkeiten, die mit viel Potential daherkommen, aber gleichzeitig wenige Risiken beherbergen – wobei das sicherlich einer individuellen Einschätzung bedarf. Noch erfreulicher sind für mich Mediziner, die sowohl Interesse am Krankheitsbild CCI/AAI zeigen, praktisch umsetzbar sogar etwas beizutragen haben als auch immer wieder zu Achtsamkeit aufrufen, wenn es um die Bewältigung dieser Erkrankung geht.

Lange Rede, kurzer Sinn: Schaut doch mal bei Dr. Berndsen vorbei. 🫶🏻