Manchmal ist es mit einer seltenen Erkrankung zum aus der Haut fahren! Vieles, was andere ganz selbstverständlich tun, wird einfach ständig von Symptomen begleitet – einige davon könnten sogar in Foley-Studios als Geräuscheffekte Verwendung finden. Zum Beispiel Klicken im Hals beim Schlucken oder Kopfbewegungen. Das Clicking-Larynx-Syndrom ist eben vielseitig.


Schraube locker

Kennt ihr das? Ihr wollt etwas herunterschlucken, sträubt euch jedoch davor, weil ihr wisst: Dann klickt es im Hals! Selbst bei Kopfbewegungen ertönt dieses seltsame Geräusch, als käme es von irgendeinem losen Teil aus der Tiefe. Vielleicht von einer lockeren Schraube?

Hauptverdächtiger: der Kehlkopf

Zugegeben, rätselhaftes Klicken im Hals klingt eher so, als sei es angesichts viel schlimmerer Zustände überhaupt nicht der Rede wert. Doch in vielen Selbsthilfegruppen für Menschen mit dem Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS) und der Hypermobility Spectrum Disorder (HSD) lässt sich beobachten, wie Mitglieder über das Klickphänomen in ihren Wackelhälsen rätseln und vielerlei phantasievolle und zumeist gruselige Schreckensvermutungen anstellen.

Vielleicht ist es daher gar nicht verkehrt, mal über die möglichen sowie wahrscheinlichen Ursprünge dieser seltsamen Besonderheit nachzudenken. Mein Hauptverdächtiger: der Kehlkopf.

Das Clicking-Larynx-Syndrom

Habt ihr jemals etwas vom Clicking-Larynx-Syndrom gehört oder gelesen? Es bezeichnet eine seltene Symptomzusammensetzung, bei der Betroffene ein hörbares Klick- oder Knackgeräusch beim Schlucken oder Bewegen des Halses verspüren. Dieses Phänomen ist typischerweise mit einer Anomalie oder Dysfunktion im Bereich des Kehlkopfes (Larynx) verbunden, wie etwa einer abnormen Beweglichkeit oder Positionierung des Kehlkopfknorpels oder der angrenzenden Strukturen. Symptome können neben dem charakteristischen Geräusch auch Schluckbeschwerden oder ein Fremdkörpergefühl im Hals umfassen.

Einige Betroffene finden dieses Syndrom lediglich irritierend, für andere wiederum bedeutet es einen tiefgehenden Leidensdruck.

Wenn es also bei euch Klick macht, könnte das Clicking-Larynx-Syndrom dahinterstecken. Schauen wir uns den Larynx doch mal genauer an.

Welches Bauteil klickt denn da?

Hier spielt das Clicking-Larynx-Syndrom. (Bild: wirbelwirrwarr)

Der Larynx, oder Kehlkopf, spielt eine zentrale Rolle beim Schlucken und Atmen und beherbergt die Stimmbänder. Er befindet sich im vorderen Teil des Halses und besteht aus verschiedenen Knorpelstrukturen, wie dem Schildknorpel und dem Ringknorpel, die durch Muskeln und Bänder verbunden sind. Diese Strukturen ermöglichen es dem Kehlkopf, sich während des Schluckens nach oben und vorne zu bewegen, um die Atemwege zu schützen und die Nahrung in die Speiseröhre zu leiten.

Der Einfluss von EDS/HSD auf den Larynx

Bei Personen mit EDS und HSD ist das Bindegewebe, das die Gelenke stabilisiert, einschließlich jener im Kehlkopfbereich, weniger belastbar und zu übermäßiger Dehnung fähig. Diese übermäßige Beweglichkeit kann ungewöhnliche Bewegungen des Kehlkopfs beim Schlucken oder Bewegen des Halses begünstigen, was das charakteristische klickende Geräusch zur Folge hat.

Was genau passiert denn da?

Das Klicken im Kehlkopf, das manche Menschen beim Schlucken spüren, wird meistens durch eine Fehlstellung im Bereich des Kehlkopfes verursacht. Konkret kann dieses Phänomen durch drei Hauptursachen entstehen (e.g. Jungbein et al., 2013; Saratziotis et al., 2021; Singh et al., 2015).:

  1. Verschobenes oberes Horn des Schildknorpels: Der Schildknorpel ist ein großer Knorpel in deinem Kehlkopf, der vorn am Hals spürbar ist (denk an den Adamsapfel). Er hat an jeder Seite ein „Horn“ oder einen Auswuchs nach oben, das sogenannte obere Horn. Wenn dieses Horn aus seiner normalen Position verschoben ist, kann es beim Schlucken zu einem Klicken kommen.
  2. Vergrößertes größeres Horn des Zungenbeins: Das Zungenbein ist ein Knochen in deinem Hals, der wie ein Hufeisen geformt ist und oben im Hals, über dem Schildknorpel, liegt. Es hat ebenfalls Hörner oder Auswüchse, und wenn das größere Horn davon vergrößert ist, kann dies ebenfalls ein Klicken verursachen.
  3. Kurzer Abstand zwischen Schildknorpel und Zungenbein: Wenn der Abstand zwischen dem Schildknorpel und dem Zungenbein ungewöhnlich kurz ist, kann die Bewegung dieser beiden Strukturen gegeneinander beim Schlucken ebenfalls ein Klicken hervorrufen (Saratziotis et al., 2021).

Klicken ist, wie schon angedeutet, allerdings nicht das einzige Ärgernis, das den Larynx betreffen kann.

Eine Palette Probleme

Wissenschaftler der Case Western Reserve University School of Medicine und der Cleveland Clinic berichteten über neun Patienten (acht Frauen, ein Mann, im Alter von 22 bis 50 Jahren), die an Kehlkopfsymptomen litten, die auf das Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS) zurückzuführen waren (Sharma et al., 2024). Bei acht dieser Personen wurde die hypermobile Variante von EDS diagnostiziert, die als die verbreitetste Form dieser Erkrankung gilt. Die vorherrschenden Symptome umfassten heisere oder angestrengte Stimmen bei acht Patienten, Schluckbeschwerden bei fünf und Laryngospasmus, also eine plötzliche Verengung der Stimmbänder, bei drei Betroffenen. Mit Ausnahme eines Patienten unterzog sich jeder einer Videostroboskopie – eine Technik, mit der Ärzte mithilfe eines schmalen Rohres, das eine Kamera und ein Licht trägt, Zeitlupenaufnahmen der Stimmbänder und des Kehlkopfes anfertigen, um diese genau zu untersuchen.
Von den acht Patienten mit heiserer oder angestrengter Stimme wiesen vier ungewöhnliche Veränderungen in der Schleimhaut oder Auskleidung des Kehlkopfes auf. Drei davon zeigten Schwellungen an beiden Seiten des Kehlkopfes. Ein weiterer Patient hatte eine Schwellung an einer Stimmlippe, während die übrigen Patienten an muskulärer Spannungsdysphonie litten – einer Störung, die durch Muskelverspannungen rund um den Kehlkopf hervorgerufen wird.

Erkennbar ist: EDS und HSD können dem Larynx ganz schön zusetzen und mannigfaltige Probleme verursachen.

Und was machste damit?*

Wer am Clicking-Larynx-Syndrom leidet, hat verschiedene Möglichkeiten, dagegen vorzugehen. Darunter:

  1. Stimmtherapie: Zur Verbesserung der Stimmbandfunktion und -koordination.
  2. Entspannungsübungen: Zur Reduzierung von Stress und Spannung im Kehlkopfbereich.
  3. Medikamentöse Behandlung: Bei Entzündungen oder Schmerzen.
  4. Atemübungen: Zur besseren Kontrolle der Atemmuster.
  5. Chirurgische Eingriffe: In seltenen Fällen, wenn andere Therapien nicht wirksam sind.

Hat denn jemand von euch dieses Problem und ist gerade dabei, eine der vorgestellten Therapien zu durchlaufen? Schreibt mir gerne!


Kleiner Insider: Hier in meiner Nähe gibt’s einen kleinen Laden, wo man nicht mehr gewollte Sachen abgeben kann, die sich andere danach kostenlos mitnehmen können. Eine der Mitarbeiterinnen fragt oft, wenn sie etwas entgegennimmt und nicht weiß, was man damit macht: „Und was machste damit?“ Mein Mann und ich haben das adaptiert.


Jungheim, M. et al. (2013). Das Clicking-Larynx-Syndrom : Literaturübersicht und Fallberichte [Clicking larynx syndrome : a literature review and multiple-case report]. HNO, 61(11), 965–969. https://doi.org/10.1007/s00106-013-2740-1

Saratziotis, A. et al. (2021). Clicking larynx syndrome – a diagnostic and surgical challenge. Auris, nasus, larynx, 48(6), 1217–1220. https://doi.org/10.1016/j.anl.2020.08.006

Sharma, A. et al. (2024). Laryngological Symptomatology in Patients with Ehlers-Danlos Syndrome. The Laryngoscope, 134(2), 894–896. https://doi.org/10.1002/lary.30852

Singh, V. et al. (2015). Clicking hyoid: A rare case report and review. National journal of maxillofacial surgery, 6(2), 247–251. https://doi.org/10.4103/0975-5950.183875