CCI und Heilung, zwei Begriffe, die sich zueinander verhalten wie gleiche Magnetpole. Zum Glück sind Naturgesetze, besonders solche, die unser Verständnis stark herausfordern, nicht immer so vorhersehbar wie wir glauben. Bei CCI ist das ähnlich. Da wir vieles darüber noch nicht wissen, wäre es übereilt anzunehmen, man könnte es nicht heilen. Wie, ist allerdings eine ganz individuelle Frage. Mein Wie zeige ich euch heute.
Eine Antwort für alle
Wenn ihr raten müsstet, welche Frage mir in meinem Blog-Postfach am häufigsten begegnet, bräuchtet ihr nicht lange überlegen, oder? Sie lautet: „Wie hast du es geschafft, gesund zu werden?“
Diese Art der Formulierung – bei der nicht einmal von CCI die Rede ist – finde ich eigentlich ganz praktisch für die Antwort, die jetzt folgt. Denn regelmäßig stoße ich auf Einwände von Personen, die energisch in Frage stellen, dass ich jemals mit der Problematik instabiler Kopfgelenke konfrontiert war. Sie argumentieren, dass eine Heilung in solchen Fällen ausgeschlossen sei, vor allem wenn man einen Punkt erreicht hat, an dem die Symptomatik das Vertrauen in den eigenen Körper vollständig zum Erlöschen gebracht hat.
Vielleicht ist es deshalb diplomatischer, die Sache mit den instabilen Kopfgelenken gänzlich beiseitezuschieben und stattdessen einen Beitrag zum Thema Heilung für alle zu schreiben. Das soll natürlich nicht bedeuten, dass mein Ansatz jeden heilen kann. Es heißt vielmehr, dass derjenige, der dies liest und sich vielleicht ein Beispiel daran nehmen möchte, nicht eins zu eins in irgendeine Schablone passen muss. Falls es wirklich so ist, dass CCI nie ein Teil meiner medizinischen Geschichte war, stand ich trotzdem vor einem so immensen Leid, dass ich gezwungen war, einen Ausweg zu suchen. Und ich fand ihn auch.
Den Nutzen dieses Auswegs muss jeder für sich selbst bewerten.
Meine Symptome
Zuerst schnappe ich mir mal meinen Zeitstrahl und schwenke nach links, dorthin als ich mich so beschissen wie noch nie zuvor in meinem Leben gefühlt habe. (Ihr könnt hier nachlesen, was ich meine.) Die Symptome, die ich bis zu diesem Zeitpunkt kennengelernt habe, waren folgende:
- visuelle Migräne
- Muskelzuckungen an allen möglichen Stellen
- Schmerzen im Kiefer/Gesicht
- Übelkeit, die über mehrere Wochen ging
- extreme Verdauungsbeschwerden (manchmal verbrachte ich den gesamten Vormittag auf dem Klo)
- Sehstörungen (Sterne, Schleier, Nebel)
- Missempfindungen (Taubheit einer Körperhälfte, Kribbeln, Vibrieren)
- Blutdruckschwankungen
- Pulsschwankungen
- Ohnmachtsgefühle
- Schwäche in Armen und Beinen (mal abwechselnd, mal zeitgleich)
- Tremor (Kopf und Hände)
- Konzentrationsstörungen
- Merkschwierigkeiten
- starker Druck im Kopf
- Starke Kurzatmigkeit bei minimaler Anstrengung
- Das Gefühl von starker Atemnot bei normaler Sättigung
- blutunterlaufene Augen
- geschwollene Augen
- plötzliche Apathie
- attackenartige Angstzustände und Panik
- attackenartige Derealisation/Depersonalisation
- attackenartige Reizüberempfindlichkeit (zusätzlich zu einer generellen Reizüberempfindlichkeit)
- Tinnitus (Piepen, Rauschen)
- Hörminderung
- Herzrhythmusstörungen
- Schweißausbrüche
- Schwindel in allen Formen
- … und sicherlich hab ich was vergessen
Meine verrücktesten Symptome:
- Schwindel in den Füßen
- Blitzeinschläge im Gehirn
- verschwommenes Sehen beim Blick in Gesichter (die Gesichter waren verschwommen, alles drumherum klar)
- Das Gefühl nach einer Autofahrt immer noch zu fahren, obwohl ich längst wieder auf der Couch saß
- Langsamer werdender Puls, der kurz vor der Ohnmacht von einem Adrenalinkick in die Höhe getrieben wurde, bis das Spiel von vorn losging
- unvorstellbare innere Unruhe, die sich anfühlte wie tausend kleine Zahnarztbohrer, die fortwährend an meinen Nerven kratzten
- Herzrasen, Schweißausbrüche und Panik beim Kauen
- Unterzuckerung, die mich von jetzt auf gleich zum Kotzen bringen konnte
- das Gefühl von Wellengang im Liegen
- das Gefühl im Liegen von einem Wolkenkratzer zu stürzen
- Augendisko (Wenn beim Augenzumachen lauter bunte Lichter auftauchten und meine Pupillen so verrückt spielten, dass ich versuchen musste, mit offenen Augen einzuschlafen)
Irgendwann machte mich all das mürbe. So mürbe, dass aus mir ein Zombie wurde.
Das Dasein als Zombie
Ein Dasein als einsamer Zombie ist mehr als bloß eine Zumutung. Es ist als kippte man über den Rand einer Klippe, weit über den Scheitelpunkt hinaus, vor dem man sich noch zurück auf festen Boden hätte retten können. Die Angst packt zu, der Körper gerät außer Kontrolle – doch man schlägt nicht auf. Man schlägt einfach nicht auf! Jahre, Jahrzehnte in Gefangenschaft zwischen einem unumkehrbaren Sturz und dem Tod.
Klingt übertrieben? Dann seid ihr offenbar noch nie von einer Klippe gestürzt und habt danach eine Ewigkeit im freien Fall zugebracht, wohlwissend, dass indessen niemand auf den rettenden Gedanken kommen wird, euch eine Matratze bereitzulegen. Genauso ist es mit CCI.
Allerdings kann man das niemandem übelnehmen. Zombies sind schließlich nichts als Hirngespinste. Vom Himmel fallende Zombies sowieso.

A bis Z
Kennt ihr diese besondere Eigenschaft von Zombies, allem hinterherzuschlurfen, was sich bewegt? Zombies denken nicht nach, wenn sie das tun; sie besitzen kein funktionierendes Gehirn, nur den Trieb zuzubeißen. Zombies würden sogar durchs Feuer gehen, nur um möglichst nahe an ein Stück gesundes Menschenfleisch zu gelangen.
CCI-Zombies sind ähnlich gestrickt. Nur werden sie nicht durch Fleisch angelockt, sondern durch immer neue Therapieangebote.
Glaubt mir, ich habe so gut wie alles ausprobiert, angefangen bei A wie Akupunktur, B wie Beißschiene, C wie Chiropraktik, D wie Dorntherapie, bis Z wie Zirbeldrüsenreinigung. Ich konsultierte sogar drei Geistheiler und sprach mit jemandem, der den Wasseradern vier Stockwerke unter unserem Schlafzimmer die Schuld an meinen Zuständen gab. Völlig bescheuert, ich weiß. Aber ich dachte: Wenn nur einer dieser Ansätze eine Besserung bewirkt, spielt es hinterher doch absolut keine Rolle, wie lächerlich ich mich damit gemacht habe. Im Club der chronisch Kranken sollte man ohnehin nicht allzu wählerisch sein. Vorbehalte, Arroganz und starre Glaubenssätze sind manchmal nichts als störende Hindernisse, die den Blick einengen. Mehr Aufgeschlossenheit eröffnet hingegen mehr Möglichkeiten und damit auch bessere Chancen, früher oder später endlich ins Schwarze zu treffen. Jedenfalls hoffte ich das.
Viel hilft viel
Leider brach ein Misserfolg nach dem anderen über mich ein, und das obwohl ich mittlerweile ein ganzes Heer von Spezialisten um mich versammelt hatte. Mein damaliger Trugschluss basierte wohl auf der Annahme, dass eine hohe Problemdichte einen hohen Einsatz erfordert. Sprich: Eine Vielzahl von Symptomen bedarf eines ebenso großen Aufgebots an Therapieansätzen – allein schon um das Risiko zu vermeiden, diejenigen darunter zu übersehen, die schlussendlich zum Erfolg führen könnten.
Was mir allerdings nicht bewusst war und was mir das Buch „Explaining Unexplained Illnesses“ von Prof. Martin Pall später regelrecht um die Ohren knallte (lest unbedingt den Beitrag dazu, sonst gibt’s gleich kein Aha-Erlebnis): Auch Therapiemanöver sind Stressoren für den Körper – selbst wenn sie einer guten Absicht entspringen! Und tatsächlich: Als Zombie toleriert man keinen Stress, egal, wie er daherkommt! Mein Zustand konnte also nur schlechter werden.
Tja nu. Was macht man in so einer Ausweglosigkeit?

Aufgeben oder stehenbleiben
Am besten mache ich es jetzt mal wie die schlauen Wissenschaftler heutzutage und reduziere das, worum sich dieser Beitrag dreht, auf zwei übersichtliche Konstrukte: Gesundheit und Krankheit. Das eine wollen wir haben, das andere nicht.
Stellt euch nun vor, ihr besäßst eine Art Gesundheits-Depot und eines für Krankheit. Auf das Gesundheits-Depot zahlt ihr täglich alles mögliche ein, was Gesundheit verursacht – sagen wir dazu einfach Plus. Auf das Krankheits-Depot wird eingezahlt, was dem entgegenwirkt – also dementsprechend Minus. Und jetzt kommt’s natürlich drauf an: Wovon habt ihr mehr auf der hohen Kante? Plus oder Minus?
Jeder von uns besitzt einen Haufen Minus, das ist unvermeidbar. Manch einer könnte mit all seinem Minus ein ganzes Flugzeug vollstopfen, ohne sich schlecht damit zu fühlen. Denn letztlich kommt es nur auf eines an: Dass immer mehr Plus da ist, um das Minus zu kompensieren.
Dreimal dürft ihr raten, wie viel Plus ein Zombie auf dem Konto hat…

Das Problem dabei wird sofort deutlich: Angenommen, euer Kontostand steht kurz vor dem Kollaps und die beste Lösung, die euch einfällt, ist Rubbellose zu kaufen. Hin und wieder wirft diese Strategie kleine Gewinne ab und ganz selten sogar einen Jackpot. Optimistisch gesprochen: Es kann so funktionieren. Doch viel wahrscheinlicher ist, dass ihr am Ende gar kein Geld mehr habt.
Genauso erging es mir damals. Obwohl, nein, weil ich fleißig lauter Rubbellose gekauft hatte, war ich gesundheitlich bankrott. Und nun hatte ich die Wahl: Aufgeben oder stehenbleiben.
Ergibt das Sinn?
Mir war bewusst, dass bloßes Wollen oft nicht ausreicht. Aber ich hatte Kinder, und das bedeutete nicht nur, dass Aufgeben verboten war. Es bedeutete zudem, dass ich den lebenden Beweis besaß, dass selbst in Zeiten, die sich wie das Ende der Welt anfühlen, noch nicht alles verloren ist. Mehr brauchte ich nicht.
Somit nahm ich diese wunderbare Gewissheit und tat, was ich noch einigermaßen gut konnte: Ich blieb erstmal stehen (im übertragenen Sinne, versteht sich, denn tatsächliches Stehen machte mir immer heftigen Kopfdruck).
Und als ich so da stand und nichts weiter Zielführendes tat, schnappte ich mir wie jemand mit hohen finanziellen Schulden Stift und Papier und überlegte, was ich mir als gesundheitlich bankrotter Mensch noch alles leisten konnte. Was unterm Strich herauskam, wird euch nicht überraschen: nichts.
Das war frustrierend, ging andererseits aber mit einer angenehm simplen Konsequenz einher: Ich musste auf der Stelle alles beenden, was mir Minus einbrachte – selbst wenn es gleichzeitig mit Plus einherging.
Das bedeutete im Klartext: Keine Physiotherapie mehr, keine Osteopathie, keine Chiropraktik, keine Beißschienen, keine Diäten, keine Massagen, kein gar nix! Denn um all dies in Anspruch nehmen zu können, brauchte ich erst genügend Plus. Ergibt das irgendwie Sinn? Tja, für mich ergab es Sinn…
Durchhalten
Bevor ich mich vollständig von Therapien abwandte, hatte ich einen letzten Termin bei einer faszinierenden Dorntherapeutin. Sie war diejenige, die behauptete, Geister sehen zu können (hier nachzulesen) und mit der ich mich für die Dauer meines Besuchs so herrlich vogelfrei und hoffnungsvoll fühlen durfte. Genau das war es, was ich benötigte: Uneingeschränkt über Themen zu sprechen, die von den meisten als undenkbar angesehen werden – undenkbar wie die Heilung eines Zombies.

Zwar ging ich auch diesmal mit einer Portion Minus nach Hause, aber zugleich mit viel Plus, das ich mir für die kommende Zeit gut beiseitelegte. Denn von nun hatte ich keine Wahl, als sparsam zu leben und mein weiteres Schicksal meinem Körper anzuvertrauen, ausgerechnet jener unzuverlässigen Masse aus Fleisch und Knochen, die mich so gebrechlich fühlen ließ. Damit begann die größte Gedulds- und Vertrauensprobe meines Lebens.
Positiv denken
Ich muss zugeben, mein Plan klang wie aus einem Märchenbuch: Heilung durch das „einfache“ Zulassen von Positivem… Das fühlt sich so ähnlich an wie die Behauptung, mit dem richtigen Mindset könne man alle Probleme magisch auflösen.
Der Ursprung dahinter ergibt sich aus folgenden Überlegungen: Gedanken als Teil der Umwelt, in die wir eingebettet sind, beeinflussen unseren Körper. Negative Gedanken wirken destruktiv, positive Gedanken wirken heilsam – das kennen wir unter anderem aus der Gesundheitspsychologie.
Die Schlussfolgerungen, die daraus abgeleitet werden, zeugen aber leider oft von einem großem Missverständnis.
Euch ist sicherlich schon einmal der Ratschlag um die Ohren geflogen: „Denk positiv!“ Und ihr dachtet: „Halt doch einfach deine Fr…!“ – Und das zu recht! Sich vorzulügen, alles sei prima, obwohl es offensichtlich nicht so ist, würde grenzenlose Idiotie voraussetzen, bei der es zugleich unmöglich wäre zu existieren. Heißt also: Wer krank ist, kann sich selbst nicht glaubhaft weismachen, gesund zu sein – es sei denn, er ist hirnamputiert.
Es gibt jedoch einen Weg, durch den positives Denken tatsächlich Effekte erzielen kann: Indem man sich die Hoffnung erlaubt, dass bald eine Besserung eintritt. Die Freude aus dieser Perspektive hat nichts mit der Gegenwart zu tun, sondern wurzelt in einer positiveren Zukunft. Dennoch findet diese Freude im Jetzt statt und steht damit zugleich den schlimmen Dingen des Jetzt gegenüber. Und ihr wisst, was jetzt kommt.
Unser Gehirn ist, wie ich immer zu sagen pflege, dämlich. Dämlich deshalb, weil es nicht bewertet, sondern plump dafür sorgt, dass Harmonie herrscht. Harmonie bedeutet nicht, dass alles immer gut ist. Vielmehr ist damit gemeint, dass sich die Dinge entsprechen müssen. Heißt also: Wenn jemand krank ist und er ist deshalb traurig, herrscht Harmonie. Ist er gesund und glücklich, natürlich ebenso. Doch was, wenn jemand krank ist und trotzdem fröhlich? Damit hat unser Gehirn ein Problem, denn das entspricht sich schließlich nicht. Also tut es, wozu es da ist, und stellt wieder Harmonie her – zum Beispiel indem es den körperlichen Zustand an den psychischen angleicht.

Und das, meine Lieben, war auch schon der erste Streich. Ohne Vorfreude auf bessere Zeiten hätte alles, was ich ansonsten ausprobiert habe, nicht funktioniert.
Kleinigkeiten
Neuartige Therapien haben ihren Reiz, nicht? Ebenso solche, die viel kosten oder nur in bestimmten Teilen der Welt verfügbar sind. Sicherlich hat das mit der Vorstellung zu tun, dass seltene und komplexe Erkrankungen stets seltene und komplexe Behandlungsmethoden erfordern. Oft ist daran auch gar nichts auszusetzen. Doch für mich gab es diese Optionen nicht. Ich wollte sie auch nicht. Mein Weg führte woanders hin, und zwar schnurstracks in die Einfachheit.
Denn alles, was einfach war, kostete mich nichts, verursachte also auch kein Mehr an Minus. Viel Plus kam dadurch zwar ebenfalls nicht zustande, doch es war auch nicht nichts. Und wie sagt man so schön? Kleinvieh macht auch Mist. Und so wurde ich von Zombie zum Zombie-Eichhörnchen, das fleißig Plus sammelte, wo immer es möglich war.

Was ich dafür tat, wird den meisten von euch vermutlich völlig unbedeutend vorkommen. Es musste sich aber stets mit meinem neuen Lebensmotto decken, welches lautete: Immer schön innerhalb der Komfortzone bleiben!
Ich weiß, in der heutigen Zeit weht ein anderer Wind. Instagram, Facebook und andere soziale Medien entfachen häufig das Bedürfnis in Menschen, fortwährend zu demonstrieren, dass alles möglich ist. #outofcomfortzonechallenge heißt das dann und soll echtes persönliches Wachstum durch oberflächliche Selbstdarstellung fördern. Wisst ihr was? Wachstum gelingt am besten, wenn man sich wohlfühlt. Um sich wohlzufühlen, muss man nicht unbedingt nach den Sternen greifen.
Also, welche unbedeutenden Kleinigkeiten haben mir geholfen, vom Zombie-Eichhörnchen zu einer funktionstüchtigen Mama zurückzumutieren? Hier mal eine lustige Liste:
- Atemübungen
- Ich hörte ununterbrochen meine Lieblingsmusik und schaute Serien, die mich zum Lachen brachten
- Wenn ich ein Nahrungsmittel nicht vertrug, ließ ich es erstmal weg, ohne jedoch eine strenge Diät zu verfolgen
- Ich trug bei jedem Gang aus dem Haus eine Sonnenbrille (Reminder: Die Retina hat die höchste Mitochondriendichte)
- Ich ging früh bei offenem Fenster ins Bett (und schlief mindestens zehn Stunden)
- Ich war ununterbrochen barfuß unterwegs (außer im Winter)
- Ich trank nur Wasser, aber keine zwei oder drei Liter (soll laut Kuklinski sowieso schädlich sein)
- Ich vereinbarte nach Möglichkeit keine Termine – was mit Kindern natürlich utopisch war
- Zunächst keine Ausflüge und später nur mit dem Auto (das anfangs nur mein Mann fuhr), um immer eine Rückzugsmöglichkeit/Fluchtfahrzeug in der Nähe zu haben
- Kein Parfum oder andere überflüssige Kosmetik- und Stylingprodukte (keine Augenkosmetik! Das triggert Schwindel!)
- Jeden Abend eine Moorpackung
- Zum Schlafen ein Stillkissen mit Mikroperlen
- Nahrungsergänzungsmittel, vor allem Vitamin B12 in Megamassen – sehr, sehr, sehr wichtig für mich! Doch darüber habe ich an anderer Stelle bereits genug geschrieben
- Und noch wichtiger: Unkraut! Das hat Mutter Natur nicht umsonst erfunden. Es enthält mehr und besser verfügbare Mikronährstoffe als das Zeug aus Apotheke oder Drogerie.
- Waldbaden – wird sehr stark unterschätzt, wirkt aber Wunder
- Ich habe Selbsthilfegruppen auf Facebook und Co gemieden, denn Panik und Pessimismus brauchte ich weiß Gott nicht
- Rotlicht, wann immer ich das Bedürfnis hatte
- Kuscheln
Hab ich etwas vergessen? Bestimmt. Aber die Vollständigkeit meiner magischen Kleinigkeiten ist an dieser Stelle sowieso nicht entscheidend. Sondern dass ihr deren Funktion verstanden habt.
Die nächste Stufe
Nur zur nochmaligen Klarstellung: All diese Kleinigkeiten haben zunächst nur dazu beigetragen, dass ich genug Plus ansparen konnte, um neue Therapieversuche sowie Muskeltraining überhaupt aushalten und davon profitieren zu können. Weiterhin bekam mein Körper dadurch die Gelegenheit, sich von den unerwünschten Effekten vergangener Therapien zu erholen und nach und nach sein eigenes Heilprogramm zu initiieren, ohne von außerhalb behindert zu werden.
Denkt nur mal an die Osteopathie, die Beweglichkeit als essentiell für die Gesundheit ansieht. Unter der Fuchtel eines Osteopathen finden Blockaden fast immer ihr Ende, und das obwohl sie für manche Patienten – besonders für Wackelhälse – einen wichtigen Sicherheitsmechanismus darstellen. Unglücklicherweise bleibt diese waschechte Kontraindikation oft lange im Verborgenen und wird obendrein maskiert, sobald sich nach kurzer Behandlungsdauer bereits kurzweilige Erfolge einstellen. Und das ist allzu verständlich. Wer wäre nicht begeistert, wenn schon nach einer Sitzung das eine oder andere Wehwehchen nachließe – selbst wenn dieser Zustand nicht von Dauer wäre? Im Gegensatz dazu vollzieht sich die körpereigene, von selbst auf den Weg gebrachte Selbstheilung weniger offensichtlich und benötigt mehr Zeit. Sobald sie jedoch wahrnehmbar geworden ist, besticht sie durch ihre langfristige und nachhaltige Wirkung. Und so soll es schließlich sein.
Nun also zu den nächsten Schritten meines intuitiven Antizombi-Heilprogramms.
Koordination
Davon wisst ihr eigentlich längst: Vor dem Muskelaufbau sollten Muskeln erst einmal koordiniert zusammenarbeiten können – ansonsten werden grässliche Symptome nur noch fester einzementiert. Koordinationsübungen schließen Muskelaufbau jedoch nicht aus, im Gegenteil! Muskeln, die noch nicht so richtig „mitmachen“ können, werden durch solche Übungen stets herausgefordert und gekräftigt. Übrigens könnte ich jetzt knietief in die Anatomie des Nackens einsteigen und euch damit zu Tode langweilen. Mach ich aber nicht. Dass der Hals-Nackenbereich koordiniert arbeitet, erkennt man eigentlich ganz gut: Jede Bewegung verläuft fließend, also ohne Stocken oder Zittern.
Wie habe ich das gemacht? Naja, vor allem ganz gemütlich. Und mit Hilfe dieses Buchs:

Die ersten Wochen (Wochen, nicht Tage!) war ich jeden Morgen und jeden Abend für ein paar Minuten damit beschäftigt, im Liegen nach links und rechts zu schauen, wobei meine Augen jede neue Bewegung anführten. Als das gut klappte (also ohne plötzliche Rucke), setzte ich das Ganze im Sitzen fort und nahm nach und nach neue Bewegungsabläufe hinzu. Nehmt es mir nicht übel, dass ich an dieser Stelle vage bleibe. Ich möchte wirklich nur inspirieren, keine Anleitungen teilen. Geht mit diesem Buch also unbedingt zu eurem Arzt! (So, ich hab’s hingeschrieben…)
Muskelaufbau
Wer’s im Nacken hat, muss ihn kräftigen – heißt es jedenfalls immerzu. Doch ich halte das für irreführend. Wenn etwas wackelt, braucht es vor allem Halt, nicht noch mehr Schwungmasse. Und was gibt der Halswirbelsäule ihren Halt? Na, der Po! Der ist das Fundament der Wirbelsäule und leistet als solches prima Arbeit – wenn er denn gepflegt wird. Po-Übungen gibt’s in allen Formen und Schwierigkeitsgraden. Wer jedoch partout keine Möglichkeit dazu hat, kann wie ich anfangs die Mind-Muscle-Connection für sich nutzen. Das ist zumindest besser als nichts.
Was ich ebenfalls sehr ausgiebig nutzte:
- den FaceFormer. (Hier ein Update.)
- Pilates und Yoga mied ich eher, wobei einige Pilates-Übungen durchaus hilfreich waren. Ein separater Beitrag dazu ist in Arbeit, denn dies erfordert eine ausführliche Erklärung
- Waldspaziergänge (unebenes Terrain ist super für den Körper!)
- isometrische Übungen
- Hypnose (sehr effektiv, um meine therapeutische Vorfreude zu festigen und am Ball zu bleiben)
Mindset
Als hypermobiler Mensch habe ich aufgehört, dem Anspruch hinterzujagen, mich wie ein nichthypermobiler Mensch zu verhalten. Das Herumrutschen auf einem Stuhl, der ständige Lagewechsel und das kurzweilige Einrasten in schrulligen Positionen sind nicht nur Merkmale von Überbeweglichkeit, sondern zugleich super Schutzvorkehrungen für die Gelenke. Wenn ich also am Tisch sitze und zwischen Schneidersitz, dem Heranziehen eines Knies und einer exotischen Verzwirbelung meiner Beine hin- und herwechseln muss, um mich wohlzufühlen, ist das eben so.
Psyche
Nein, ich wiederkäue jetzt nicht, was ich Leuten manchmal am liebsten ins Gesicht brüllen möchte. Zumindest nicht so ausschweifend. Ihr wisst, Körper und Psyche hängen untrennbar aneinander. Das heißt, man kann die Psyche als Joker heranziehen, wenn körperlich nix mehr geht.
Es gibt aber noch einen anderen Aspekt. Genaugenommen eine Frage, die ich mir während meiner schlimmsten Zeit gestellt habe und die einiges in Bewegung brachte: Inwiefern hat mir diese Erkrankung etwas Gutes eingebracht?
Darüber nachzudenken, tut ja nicht weh. …Wobei… Doch, es tut weh. Beispielsweise weil einem klar wird, dass so eine blöde Erkrankung durchaus einen Zweck erfüllt. Weil man zum Beispiel immer sagen kann: Ich konnte ja gar nicht! Und das ist vielleicht angenehmer, als sagen zu müssen: Ich hab es mir nicht zugetraut.
Ihr würdet euch wundern, was die Psyche alles anrichten kann. Sie kann töten. Wieso sollte es ihr also nicht möglich sein, euch CCI einzubrocken?
Glück
Vielleicht werde ich jetzt ein bisschen kitschig, wenn ich schreibe: Wären meine Kinder nicht gewesen, gäbe es mich heute nicht mehr. Aber so ist es nun mal. Ich war fest entschlossen, stark und standhaft für sie zu sein, und kein Pflegefall, der ihre schönsten Momente nur aus Erzählungen kennt.
Doch ich weiß, was ihr jetzt denkt: Bedeutet das, dass andere Eltern, die erkrankt sind und es nicht so schaffen wie ich, einfach nur weniger daran interessiert sind, gesund zu werden?
Nein. Natürlich nicht. Die meisten Eltern würden alles tun, um für ihre Kinder da sein zu können. Eine bessere Motivation, immer wieder aufzustehen und sich nicht unterkriegen zu lassen, gibt es vermutlich nicht. Trotzdem gehört natürlich mehr dazu. Zum Beispiel etwas, wovon viele Menschen manchmal viel zu wenig haben: Glück. Denn das ist es doch, womit Erfolge erklärt werden, die nicht vollständig der menschlichen Kontrolle unterliegen oder deren Ursachen wir nicht eindeutig erkennen können, richtig?

Ich hatte Glück, dass mein Weg für mich funktionierte. Vielleicht hätte es den Weg auch gar nicht gebraucht. Jedenfalls hatte ich gleich doppelt Glück, als auch der letzte Batzen Mistsymptome kurz nach der Geburt unseres dritten Kindes verschwand. Erklären kann ich es nicht, ebensowenig, warum manche Menschen mehr Glück haben als andere. Eines weiß ich jedoch sicher: Jeder kranke Mensch verdient eine Extraportion davon.
Fühlt euch gedrückt!
Janina
❤️❤️❤️Ach Christin, danke. Einfach großartig!
christin
Sehr gern! Schön, wenn es euch hilft und/oder unterhält. ☺️😸
Tom
♥️ Danke für diese schönen Worte! Sowas gibt einem immer wieder eine Portion Hoffnung für das positiv Konto 🙂
christin
Das freut mich! 😄
Liebe Grüße!
Christin
Carola
Hallo Christin,
ich möchte dir einfach mal sagen, dass du eine sehr sehr starke Frau bist.
Ich habe das auch immer gehört und nie geglaubt, zweifelte immer an mir. Aber mit 4 Kindern ( 2 mit ADHS und ein Frühchen mit Autistischem Spektrum ) hatte ich mich zeitweise sowieso verloren. Jetzt da alle erwachsen sind und ich die Verantwortung größtenteils abgegeben habe , war Zeit für mich. Nicht gerade berauschend was da noch von mir übrig war. Aber nachdem meine einzige Tochter vor 12 Jahren einen schweren Unfall hatte und ihren Beruf als Physiotherapeutin leider nicht mehr ausüben kann (sie ist inzwischen mit 37 Jahren berentet), stellte ich fest, dass ich mich neu aufstellen musste. Mich gab es einfach nicht mehr. Ein verdammt harter Weg. Und hätte ich meine Hunde und Kinder nicht gehabt, würde ich nicht mehr leben. So what, weiter geht´s, es lohnt sich immer.
Anja
Liebe Christin,
vielen lieben Dank für diesen schönen Artikel!! Ich bin zufällig auf Deine Seite gestoßen, als ich recherchierte, ob Rotlicht tatsächlich bei meiner Mitochondriopathie helfen kann (Bingo!).
Es tut so gut, über Deine Strategie und das Denken in „Plus“ und „Minus“ zu lesen. Nach über 5 Jahren cfs (gute Tage: Sofa, schlechte: geht nur Bett) und als Mama von 2 Kindern (11 und 13 Jahre alt) kann ich soooo gut nachvollziehen, was Du beschreibst.
Deine Liste der „Kleinigkeiten“ ähnelt meiner sehr. Gerade auch das Waldbaden und Barfußlaufen 😉 Ich bin mir wieder bewusster, wie groß die Kleinigkeiten doch sein können und fühle mich jetzt -nach einer deutlichen Frustphase- wieder wunderbar bestärkt und ermutigt, auf meinem Weg weiterzugehen. Gerne auch ohne Schuhe…
Ich habe die Hoffnung nie aufgegeben, dass ich wieder gesund werde. Und nach Deiner Heilungsgeschichte blicke ich jetzt noch zuversichtlicher nach vorne. Gerne unter Verzicht auf ein Rummurksen mit Pseudo-Positivem-Denken. „Grenzenlose Idiotie“ und „hirnamputiert“ passen in diesem Zusammenhang wirklich gut. Habe herzlich gelacht! Deine Erklärung, wie eine „richtige“ positive Einstellung funktioniert, trifft nach meiner Meinung genau den Kern.
Mir ist tatsächlich der „Krankheitsgewinn“ zum Vorwurf gemacht worden, weil ich mir während der sehr anstrengenden Facharzt-Odyssee zur Ausschlussdiagnose nicht als weiteren Energiefresser den empfohlenen Gang zum Homöopathen aufhalsen wollte. Nach dem Motto: „Aha, wenn Du das jetzt nicht endlich machst, dann willst Du ja eigentlich gar nicht gesund werden.“ Hat damals sehr weh getan. Aber so wie Du es jetzt beschreibst, werde ich meine Psyche tatsächlich doch mal freundlich fragen, zu was dieser ganze Mist aus ihrer Sicht so nütze ist. Könnte spannend werden…
Einfach toll, dass ich wirbelwirrwarr.de entdeckt habe! Werde mit Sicherheit noch ein wenig bleiben 🙂
Ganz herzliche Grüße
Anja
christin
Liebe Anja,
vielen Dank für deine lieben Zeilen! Ich freue mich, dass meine Weisheiten dich bestärken. 😁 Es ist wirklich spannend, wie unsere Psyche funktioniert und welche Kanäle sie nutzt, um Rauchsignale abzugeben. Es zu erkennen ist eine Sache, aber es muss natürlich auch übersetzt werden. Und das gelingt nur jedem selbst. Offenheit dafür ist auf jeden Fall die halbe Miete!
Ich wünsche dir alles Liebe und viel Freude beim Stöbern!
Christin