Dieser Beitrag ist etwas ganz Besonderes. Er stammt nämlich nicht von mir, sondern von der lieben Alexandra, die ihr hier schon kennengelernt habt. Darüber freue ich mich wirklich sehr, denn mein Wunsch ist es, dass dieser Blog zukünftig nicht nur von mir, sondern auch von seinen Leserinnen und Lesern mitgestaltet wird. Alexandra bringt diesen Stein mit ihrem Beitrag hoffentlich kräftig ins Rollen. Lest hier über ihre Erfahrungen und Eindrücke, die sie während ihrer PRP-Behandlung in London sammeln durfte.


DA STIMMT WAS NICHT!

Hi, ich stelle mich mal kurz vor. Mein Name ist Alexandra, ich bin mittlerweile 35 Jahre alt und seit meinem Pkw-Unfall im Jahr 2018 (hier geht’s zum Blogbeitrag), zwei Wochen nach meinem 30. Geburtstag, an CCI erkrankt. Das wurde jedoch erst im Jahr 2020 diagnostiziert, da die erste Physio-Runde mir tatsächlich ein komplettes Jahr „Schwindelfreiheit“ brachte – mein erstes und nervigstes Symptom überhaupt. Deshalb dachte ich auch: „Puh, noch Glück gehabt.“

Als dann 2020 plötzlich alle Symptome und noch mehr mit voller Wucht zurückkamen, hörte ich auf die innere Stimme, die mir schon lange entgegenbrüllte: „DA STIMMT WAS NICHT“. Und so war es auch. Ende 2020 kam die erleichternde und gleichzeitig niederschmetternde Diagnose „Instabiles Kopfgelenk“ – oder, wie ich es nenne, „Wackelköpfchen“, wobei das sehr niedlich und verharmlosend klingt. Ende 2020 begann ich dann auch relativ schnell mit der Atlastherapie nach Arlen bei Dr. Gnad. Ich wusste es nicht besser und wollte so schnell wie möglich wieder zurück in die Normalität. Ich hatte zu dieser Zeit eine führende Position und ein tolles Team um mich herum, ich liebte meine Arbeit und ging auch gerne hin.

Der Moment, als alles begann. (Bild: Alexandra)

Auf und ab – bis zur Entscheidung

Nach der ersten Therapie wurde mir sehr schnell klar, dass ich vermutlich nie wieder in die Normalität zurückkehren könnte. Von da an hieß es anfangs alle vier Wochen zur Atlastherapie, jeden Tag dreimal täglich Übungen machen und nebenher noch Recherche über die eigene Krankheit investieren, während ich Vollzeit arbeitete. Durch die Therapie wurden meine Symptome langsam besser, und Mitte 2021 konnte ich zum ersten Mal eine größere Behandlungspause einlegen. Dennoch war ich körperlich total erschöpft. Mit Hilfe der CCI-Community lernte ich sehr viel über Mikronährstoffe und konnte so diese Erschöpfung etwas lindern, dennoch blieben einige sehr nervige Symptome bestehen, und es kamen immer wieder neue hinzu.

2022 erreichte ich den Höhepunkt der Behandlung. Durch den Besuch bei Dr. Kuklinski wurde ich auch in Bezug auf Mikronährstoffe richtig gut eingestellt. Anstatt zu sagen: „Okay, ich breche jetzt die Therapie ab“, hörte ich auf meinen Arzt (ich meine, warum auch nicht) und setzte die Behandlung bis August 2023 weiter fort. Und es kam, wie es kommen musste: Plötzlich kehrten längst vergessene Symptome wieder zurück, und auch meine Intuition brüllte mich erneut an: „LASS ES SEIN“. Zu dieser Zeit lernte ich über Instagram ein Profil kennen, das die PRP-Behandlung durchgeführt hatte. Parallel dazu unterzog sich ein Bekannter von mir einer PIIC (Stammzelltherapie). Durch seine Schilderung fasste ich zumindest den Mut, die PRP-Behandlung in Erwägung zu ziehen. Also schrieb ich die Person auf Instagram an, erklärte meine Situation und bekam von ihr die Adresse des Arztes in London.

*Gut zu wissen:
PRP steht für Platelet Rich Plasma/Plättchenreiche Plasma-Therapie und stellt eine potenzielle Alternative zur Chirurgie dar. Es nutzt die natürlichen Heilungseigenschaften des Blutes, um Schmerzen zu reduzieren und die Funktion der Gelenke zu verbessern. Dabei wird eine speziell konzentrierte Dosis von Blutplättchen verwendet, die aus dem eigenen Blut des Patienten hergestellt wird, um geschädigten Knorpel, Sehnen, Bänder, Muskeln und Knochen zu reparieren.
PIIC steht für Platelet Injection Into Cartilage/Injektion von Blutplättchen in den Knorpel ist im Kontext von instabilen Kopfgelenken ein Verfahren, bei dem Plättchenkonzentrate oder Stammzellen in geschädigte Bereiche wie Knorpel, Bänder, Sehen oder Muskeln injiziert werden, um den Heilungsprozess zu fördern. Diese Behandlung wird oft eingesetzt, um die Stabilität der Wirbelsäule zu verbessern.

Auf nach London

Am 4. März 2024 war es dann soweit: Die PRP-Behandlung stand an. Zuvor musste ich meine bisherigen Bilder schicken, einen Videocall absolvieren und natürlich die Reise buchen. Zum Glück übernahm das mein Mann, denn ich bin schon lange kein Organisationstalent mehr. Zu vergesslich, zu unüberlegt, zu chaotisch. Jedenfalls ging es dann pünktlich um 14:30 Uhr los. An dieser Stelle möchte ich eine Triggerwarnung aussprechen: Wer ein Problem mit Spritzen hat, dem sei empfohlen, nicht weiterzulesen. Alle anderen hoffe ich mit meinen Schilderungen nicht zu erschrecken…

Der Weg zur Praxis war schon ein Abenteuer. Mein Mann und ich standen zwar vor dem Gebäude, aber wir kamen nicht rein. Das ist nicht wie hier in Deutschland, dass man einfach irgendwo klingelt und reinkommt. Man muss erst wissen, dass die Praxis offiziell nur einen Teil der dort ansässigen Unternehmen einnimmt und daher auf der Klingel anders genannt wird. Jedenfalls, nachdem das geklärt war, ging es dann sehr schnell. Zuerst wurde mir Blut abgenommen. Die Assistentin hat das sehr gut gemacht, anders als bei den Ärzten, die ich bisher kennengelernt habe. Danach mussten wir noch eine Runde um den Block drehen, weil das Aufbereiten des Blutes etwas Zeit in Anspruch nahm. Und dann ging es 45 Minuten später auch schon los.

Die Blutentnahme vor der Behandlung. (Bild: Alexandra)

Die PRP-Behandlung

Zuerst musste ich mich in ein rückenoffenes OP-Hemd werfen, aber die Hose durfte ich zum Glück anbehalten. Ich musste eine Erklärung unterschreiben, die ich mir nicht durchlesen konnte, und mich dann auf den Rücken drehen. Schon gab es das erste Problem: meine Haare. Mit Hilfe meines Haargummis schafften sie es, die Haare aus dem Weg zu bekommen. Danach ging es auch schon los, wäre da nicht mein linkes Bein gewesen, das unaufhörlich zuckte. Nachdem dieses Problem ebenfalls gelöst war, konnte die Behandlung beginnen. Ich muss dazu sagen, dass ich zu keinem Zeitpunkt nervös war, aber als ich so auf der Liege lag, ging mir nur ein Gedanke durch den Kopf: „Was bitte tust du dir da an?!“ Das war dann auch der letzte klare Gedanke, den ich fassen konnte, denn danach war mein Gehirn von den stechenden Schmerzen der örtlichen Betäubung betäubt. Es dauerte ein paar Sekunden, bis das Mittel wirkte, aber es linderte nicht alle Schmerzen. Während der Behandlung musste ich auf Kommando den Mund auf und zu machen. Zwischen den einzelnen Abschnitten wurde immer wieder gefragt, ob ich noch weitermachen könnte oder ob wir pausieren sollten, aber ich zog durch. Wenn wir pausiert hätten, hätte ich sicher Angst gehabt, mich dort wieder hinzulegen.

Insgesamt bekam ich 20 bis 26 Spritzen in C1 bis C7. Die heftigsten drei Spritzen waren in das große Längsband, das härteste der Bänder und auch mein Problem. Danach war dann die örtliche Betäubung verflogen, und ein greller Schmerz durchzog mich und endete in der rechten Schulter, meinem früheren Hauptproblem. Der Schmerz war so heftig, dass ich nicht mal mehr aufstehen konnte, obwohl ich es verzweifelt versucht hatte. Mit Hilfe des Arztes und seines Assistenten schaffte ich es dann, mich wieder aufzurichten. Er fragte mich besorgt, was mir solche Schmerzen bereiten würde, und ich tippte auf meine rechte Schulter. Da wir zwar mit der Halswirbelsäule fertig waren, mein Kiefer aber auch noch Spritzen benötigte, massierte er mir die Schulter und hielt Smalltalk mit mir, was er übrigens auch während der gesamten Behandlung immer wieder gemacht hat. Die letzten beiden Spritzen in den Kiefer spürte ich überhaupt nicht, und er gab sie mir auch im Sitzen, weil ich nicht mehr liegen wollte. Als dann alles fertig war, fragten sie mich, ob es mir gut gehe und ob ich stehen könnte oder ob ich mich im Ruhezimmer noch ausruhen wollte. Ich entschied mich für die Variante, zurück ins Hotelzimmer zu gehen und mich dort auszuruhen. Das empfehle ich aber nur starken Persönlichkeiten mit einem unbändigen Willen, die ihren Körper gut kennen und einschätzen können. Ich war zwar total durcheinander, leichenblass und auch verwirrt, aber ich schaffte es, sowohl zu laufen als auch mich wieder anzuziehen und einigermaßen gerade Sätze auf Englisch zu sprechen. Als mich mein Mann wieder in Empfang nahm und wir uns vom Arzt verabschiedeten, sagte er zu mir, dass ich eine sehr mutige und starke Frau sei. Ich erinnere mich, dass ich etwas erwiderte wie: „Ich habe ja gar keine andere Wahl“, aber ab da sind die Erinnerungen etwas verschwommen. Zurück im Hotelzimmer setzte ich mich auf den Sessel und telefonierte erstmal mit meiner Mutter und Freundinnen, weil sie alle besorgt waren. Und ich wollte ihnen zeigen, dass ich noch lebte. (Kein Witz, beim Aufräumen bekam ich die Einverständniserklärung noch einmal in die Hände, da stand so einiges nicht besonders Erfreuliches darauf).

Insgesamt über 20 Spritzen in C1 bis C7. (Bild: Alexandra)

Die Zeit danach

Die Behandlungsschmerzen klangen tatsächlich sehr schnell wieder ab. Schon am nächsten Tag spürte ich deutlich weniger Schmerzen. Was dafür richtig heftig kam, war Muskelkater, und ich konnte meinen Kopf nicht mehr drehen. Gleichzeitig fühlte ich mich sehr schnell erschöpft, fühlte mich aber dennoch richtig gut. Ich war stolz darauf, dass ich diese Behandlung gemacht habe, auch wenn die Erfolgsaussichten nur mittelmäßig waren. Wie das Ganze letztendlich gewirkt hat, kann man erst im Juni richtig beurteilen. Da habe ich noch einmal einen Termin mit dem Arzt, online. Er wird anhand meiner Schilderungen sagen können, was sich verbessert hat und wie. PIIC und PRP benötigen etwa 3-4 Monate, um richtig wirken zu können. Dabei liegt der Fokus auch auf Verzicht auf Weizen, Zucker und Alkohol.

Um aber nochmal auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: Ja, diese Behandlungen PRP und PIIC können definitiv eine Zustandsverbesserung herbeiführen und bieten Hoffnung auf ein besseres Leben. Würde ich die Behandlung nochmal machen? Ja, aber sollte die PRP nicht funktioniert haben, dann würde ich wohl als nächstes die PIIC (Stammzellenbehandlung) in Betracht ziehen, wobei ich ehrlich gesagt einen riesigen Respekt davor habe. Die Vorstellung, nicht zu wissen, was mit mir passiert, ist einfach unerträglich. Lieber halte ich die Schmerzen aus, als sie später durchmachen zu müssen.

Was hat sich verändert?

Nun ja, ich bin von meinen Übungen befreit. Seit wir wieder daheim sind, habe ich kein einziges Mal meine Übungen gemacht. Der Arzt sagte mir sowieso, dass ich nichts erzwingen sollte, und daran halte ich mich auch. Ich mache das, was ich kann. Das Autofahren funktioniert noch nicht so gut, denn ich kann den Schulterblick noch nicht richtig ausführen. Ansonsten kann ich sagen, dass es da oben im Kopf nicht mehr so knackt. Vor kurzem bin ich leider auf einem Gully ausgerutscht. Es hat zwar zwei Tage gedauert, aber jetzt ist wieder alles beim Alten. Natürlich hatte ich große Angst, dass ich wieder etwas „kaputt“ gemacht habe. Früher wäre ich bei so etwas wieder ein Notfall in der Atlastherapie geworden. Nachts schlafe ich besser, und wenn sich mein Mann hin und her wälzt, machen mir nur noch die heftigeren Bewegungen etwas aus. Auch habe ich das Gefühl, dass sich der Nebel im Hirn schneller lichtet und weniger wird. Mein Englisch hat sich zumindest wieder etwas verbessert, ich suche nicht mehr so lange nach Wörtern. Auch die Müdigkeit und Abgeschlagenheit haben sich gebessert. So genau kann ich das gar nicht alles sagen, denn jeder ist da leider auch sehr individuell.

Seit der PHP-Behandlung lichtet sich der Nebel. (Bild: Alexandra)

Meine Botschaft an euch

Ich hoffe, ich habe euch mit meinem Bericht nicht allzu sehr abgeschreckt, aber solltet ihr die Chance und das Geld sowie die körperlichen Möglichkeiten haben – dann versucht es. Mein Bekannter hat mir gesagt, Blut bedeutet immer Leben und auch oft Heilung. Die Atlastherapie ist nur ein vorübergehender Zustand, der mit viel Disziplin aufrechterhalten werden muss, aber wenn man die Zellen in sich trägt und sie gezielt verwendet, hat man zumindest den Prozess in Gang gesetzt, auf dessen Basis die noch vorhandenen Selbstheilungskräfte aktiviert werden können. Egal, wie ihr euch nun entscheidet, ich wünsche euch viel Glück und hoffentlich eine schnelle Verbesserung.


* wurde von Christin ergänzt