Habt ihr euch schon mal gefragt, ob es eine Möglichkeit gibt, die Haltebänder eurer Gelenke zu reparieren oder zu straffen? Falls dem so sein sollte – und ja ich weiß: ihr habt – seid ihr hoffentlich längst über meinen Hoppelhasen-Beitrag über Madora Pennington gestolpert. Zur Erinnerung: Madora, die an hEDS leidet, hat es geschafft, ihre schlimmen Symptome durch tägliche Vitamin-C-Injektionen zu lindern – eine schmerzhafte Prozedur. Was aber, wenn ich euch sage, dass es auch einen schmerzlosen Weg gibt?


Der Klassiker: Vitamin C

Die Aussage, dass Bänder nicht regenerieren oder gestrafft werden können, halte ich für absoluten Quatsch. Spätestens seit ich von Mohamend Khalifa weiß, einem Mann, der mit bloßen Händen gerissene Kreuzbänder heilt (hier ein Video), können mich solche pauschalen Äußerungen nicht mehr entmutigen. Bänder können heilen, jedenfalls wenn die Bedingungen stimmen. Dazu zählen, wenn ihr mich fragt, eine ausreichende Vitamin- und Mineralstoffversorgung ebenso wie Bewegung. Denn: Ohne Bausteine keine Struktur. Und ohne Beanspruchung keine Funktion.

Unter vielen bekannten und noch mehr unbekannten Erfolgswegen wird einer von Madora Pennington beschritten, einer hEDS-Betroffenen, die ganz entschieden sagt: „Yes, you can stabilize an EDS body […].“ Ihr persönliches Rezept umfasst neben effektvollen Trainingseinheiten tägliche Vitamin-C-Injektionen in den Po – was sehr schmerzhaft zu sein scheint, doch vermutlich um einiges hinnehmbarer als hEDS-Symptome.

Auch für andere Erkrankungen wie Krebs konnten Studien einen durchschlagenden Erfolg durch die Gabe von Vitamin C aufdecken, wie in einem Review von Nauman G. et al. (2018) ersichtlich.

Nun habe ich hoffentlich keinen Ansturm auf die umliegenden Apotheken bei euch ausgelöst. Fakt ist nämlich, dass Vitamin C in hohen Dosen auch Kontraindikationen mitbringt, zum Beispiel:

  • bei eingeschränkter Nierenfunktion
  • Ascorbinsäure-Überempfindlichkeit
  • Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenasemangel (Gefahr der Hämolyse)

Ergo: Immer schön die eigene Anamnese im Blick behalten, oder besser noch von jemandem mit Ahnung im Blick behalten lassen.

Salomonsiegel

So, aber was gibt es denn noch? Vielleicht ein Wunderkraut, mit dem schmerzlos der gleiche Effekt erzielt wird? Ja, gibt es! Das Salomonsiegel, auch Weißwurz genannt.

Seinen Namen bekam dieses Pflänzchen von König Salomon, munkelt man, dem Sohn von David, der für seine Weisheit bekannt war. Der Begriff Siegel rührt vermutlich von der Wurzelform, deren Stängelnarben auf einen Blick die Lebensdauer dieser Pflanze erahnen lassen.

Salomonssiegel ist vor allem in Europa und Nordasien verbreitet und wächst vor allem auf lockerem Lehmboden, in lichten Eichenmisch- und Kiefernwäldern. Es gibt viele verschiedene Arten, wie das vielblütige Salomonsiegel oder das wohlriechende Salomonssiegel (echtes Salomonsiegel). Laut Matthew Wood (Herbalist) ist ihre Wirkweise aber fast identisch. Erntezeit der Wurzel: Spätherbst oder Spätwinter oder nachdem die blauschwarzen Beeren abgefallen sind.

Zuerst die Sicherheit

Alle Teile dieser Pflanze sind giftig, Anwendungen finden deshalb besser nur äußerlich statt oder, wenn innerlich, dann niemals in Eigenregie. Unerwünschte Wirkungen können sein: Erbrechen, Durchfall und Magenbeschwerden. Über die Verwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit ist nicht ausreichend viel bekannt, somit empfiehlt es sich zur Sicherheit auf die Anwendung zu verzichten.

Wechselwirkungen mit bestimmten Medikamenten können auftreten (Brinker, 1998)!

  • Chlorpropamid (Diabinese)
  • Insulin
  • Medikamente gegen Diabetes (Antidiabetika)
  • Bortezomib (Perrone et al., 2009)

Was sie alles kann

Aber genug Vorgeplänkel – was kann diese Pflanze denn nun?

Salomonsiegel als Salbe wird (so die landläufige Handhabe, also bitte immer Rücksprache mit einem Arzt halten) zwei bis dreimal täglich aufgetragen und dient unter anderem zur Behandlung von:

  • Sehnen und Bänder, die zu locker oder zu straff sind
  • Sehnenverhärtungen und -knoten
  • Verspannungen
  • Prellungen
  • Karpaltunnelsyndrom durch Sehnenscheidenentzündung
  • schnellender Finger
  • Kiefergelenkbeschwerden
  • Bänderüberdehnung und -risse
  • ausgerenkte Gelenke/Gelenkverletzungen
  • Quetschungen
  • “tanzende” Kniescheibe
  • Osteophyten und Knochensporne
  • Arthritis
  • kräftigt Knorpelgewebe

Mehr Infos findet ihr hier und hier.

Versuch macht klug?

Ich persönlich würde es auf einen Versuch mit dieser Pflanze ankommen lassen, allein schon, da ich bereits viele positive Berichte darüber finden konnten (auch von Instabilos). Als allgemeine Empfehlung soll dieser Beitrag jedoch ausdrücklich nicht verstanden werden, da die Anwendung von Weißwurz eben auch zu unschönen Körperreaktionen oder gar Symptomverschlimmerungen führen kann.

Für mich steht jedenfalls fest: Die großen Geschenke des Pflanzenreichs an uns Kranke werden heutzutage viel zu wenig beachtet und noch weniger gewürdigt. Nehmt nur mal als Beispiel unser unliebsames Gartenunkraut. Wisst ihr eigentlich, wie viel Vitamin C in Giersch steckt? Oder in der Brennnessel? Nicht? Dann macht euch aber fix mal schlau! Eure Bänder werden sich freuen. 😉


Brinker F. (1998). Kräuter-Kontraindikationen und Arzneimittelwechselwirkungen. Eclectic Medical Publications.

Grünwald J. et al. (1998). PDR für pflanzliche Arzneimittel. Medical Economics Company.

McGuffin M. (1997). Botanical Safety Handbook der American Herbal Products Association. CRC Press.

Nauman, G., et al. (2018). Systematic Review of Intravenous Ascorbate in Cancer Clinical Trials. Antioxidants (Basel, Switzerland)7(7), 89. https://doi.org/10.3390/antiox7070089

Oliva, F. et al. (2019). Combined ascorbic acid and T3 produce better healing compared to bone marrow mesenchymal stem cells in an Achilles tendon injury rat model: a proof of concept study. Journal of orthopaedic surgery and research, 14(1), 54. https://doi.org/10.1186/s13018-019-1098-9s://doi.org/10.1186/ar2114

Park, Y. S. et al. (2007). Intra-articular injection of a nutritive mixture solution protects articular cartilage from osteoarthritic progression induced by anterior cruciate ligament transection in mature rabbits: a randomized controlled trial. Arthritis research & therapy, 9(1), R8. https://doi.org/10.1186/ar2114

Perrone, G., Hideshima, T., Ikeda, H., Okawa, Y., Calabrese, E., Gorgun, G., Santo, L., Cirstea, D., Raje, N., Chauhan, D., Baccarani, M., Cavo, M., & Anderson, K. C. (2009). Ascorbic acid inhibits antitumor activity of bortezomib in vivo. Leukemia, 23(9), 1679–1686. https://doi.org/10.1038/leu.2009.83


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