Wenn ich gefragt werde, welches meiner vielen Symptome seinerzeit das schlimmste war, antworte ich eigentlich immer direkt mit: „Die innere Unruhe, die sich anfühlte als müsste ich gleich zerspringen“ – oder so ähnlich. Und weil das so schlimm für mich war, kenne ich das eine oder andere Gegengift. Zum Beispiel Augentraining.


Wir sind Steinzeitmenschen


Kennt ihr den Spruch „Wir alle sind immer noch Steinzeitmenschen“? Er drückt aus, dass unsere biologischen Eigenschaften – trotz einer Vielzahl großer Errungenschaften und den damit verbundenen Annehmlichkeiten – noch immer an die Lebensbedingungen unserer Vorfahren angepasst sind, die durch Steppen zogen und ums Überleben kämpfen mussten. Hier mal ein Artikel dazu.

Unser biologisches Betriebssystem ist also noch nicht auf das Zeitalter von Supermärkten, Dachpappe und Autowaschanlagen eingestellt. Es ist veraltet und gerät deshalb immer wieder in Konflikt mit den Herausforderungen der neuen Zeit.

Wissen, was los ist

Die Welt vor rund zwei Millionen Jahren war für Menschen in vieler Hinsicht bedrohlich. Die Überlebensstrategien während dieser Zeit beinhalteten vor allem den Schutz vor Raubtieren, die Jagd auf Tiere für Nahrung und andere Ressourcen sowie die Anpassung an die Herausforderungen ihrer jeweiligen Umgebung. Nur wer körperlich stark und widerstandsfähig war, konnte die Herausforderungen dieser Zeit meistern und zum Fortbestand seiner Sippe beitragen. Stärke allein war jedoch nutzlos, wenn ein Mensch nicht über gesunde Sinnesorgane verfügte und beispielsweise nicht rechtzeitig sehen und hören konnte, wenn ein Fressfeind in der Nähe unterwegs war.

Eine sensible Angelegenheit

Bleiben wir mal bei den Augen. Heutzutage ist schlechtes Sehen zum Glück kein Todesstoß mehr, denn abgesehen davon, dass wir nichts mehr vor Höhlenbären, Säbelzahnkatzen oder Wölfen zu befürchten haben, gleichen Brillen und andere Behandlungsmöglichkeiten Sehprobleme mittlerweile sehr gut aus. Natürlich ist das nicht so einfach wie es klingt. Neben Erkrankungen, die allein die Augen betreffen, können ebenfalls körperliche Besonderheiten, die auf den ersten Blick gar nichts mit den Augen zu tun haben, schlechtes Sehen verursachen, ebenso alltägliche Einflüsse, wie das Wetter, Stress oder unsere Ernährung. Sehr weit vorn stehen auch Probleme mit der Halswirbelsäule, die unser Steinzeit-Betriebssystem gehörig auf die Probe stellen können. Sehen ist eben eine sensible Angelegenheit.

Sehprobleme und unser Steinzeit-Nervensystem

Was der Grund für dauerhaft oder sporadisch auftretendes schlechtes Sehen auch immer sein mag: Unser Steinzeit-Nervensystem mag diesen Zustand überhaupt nicht und lässt uns dies schlimmstenfalls auf sehr unangenehme Weise spüren. Unruhe, Angst und Panik zählen dabei sicherlich zu den unangenehmsten Empfindungen, die uns dazu bewegen sollen, schnellstens eine Lösung herbeizuführen.

Unser Nervensystem meint es aber nur gut mit uns, wähnt es sich doch stets in einer Umwelt voller hungriger und überlegener Angreifer, die man ganz gewiss nicht aus dem Blick verlieren sollte.

Was all das bedeutet, liegt auf der Hand: Nicht gut sehen können interpretiert unser Nervensystem als Bedrohung für Leib und Leben. Die Folge ist eine dauerhafte Anspannung, die globalen Einfluss auf den Körper ausübt und ebenfalls die Augen selbst betrifft – beispielsweise in Form von einer Erhöhung des Augeninnendrucks oder Durchblutungsstörungen. Dadurch können sowohl bestehende als auch neue Augensymptome, wie eine verschwommene Sicht, Augenschmerzen oder auch graue Flecken im Sichtfeld, neu entstehen oder schlimmer werden – was mitunter in noch mehr Unruhe mündet. Die gute Nachricht: In manchen Fällen lässt sich dieser Kreislauf ganz einfach durchbrechen bzw. abschwächen.

Augentraining

Besonders HWS-Geplagte profitieren eventuell von folgenden kleinen Übungen, die dazu beitragen können, Sehschwankungen, die zum Beispiel durch Verspannungen verursacht werden, zu verbessern. Folgendes könnt ihr ausprobieren:

Blinkübungen:

  • Setze dich entspannt hin und blinzle bewusst für einige Minuten schnell.
  • Schließe die Augen fest für einige Sekunden und öffne sie dann wieder langsam.

Fokussieren:

  • Halte einen Stift oder einen anderen Gegenstand in Armreichweite und fokussiere ihn.
  • Bewege den Gegenstand langsam näher an die Nase heran und dann wieder weg. Wiederhole dies mehrmals.

Palming:

  • Reibe deine Hände kräftig zusammen, um Wärme zu erzeugen.
  • Platziere die Handflächen über geschlossenen Augen, ohne Druck auszuüben. Entspanne dich und atme tief.

Augenrollen:

  • Schau nach oben und dann langsam im Uhrzeigersinn.
  • Wiederhole den Vorgang, aber diesmal gegen den Uhrzeigersinn.

Fernpunkt-Übung:

  • Fokussiere einen Punkt in der Ferne für etwa 10-15 Sekunden.
  • Schau dann auf einen Punkt in unmittelbarer Nähe für die gleiche Zeit.
  • Wechsle zwischen Fern- und Nahpunkt.

Tracing:

  • Stelle dir vor, du zeichnest mit den Augen eine unsichtbare Form (z.B., ein Rechteck oder einen Kreis).
  • Verfolge die Form mit den Augen, ohne den Kopf zu bewegen.

Geht bitte immer erst zum Arzt

Selbstverständlich sind Augenübungen bei anhaltenden Sehproblemen oder starken Beschwerden prinzipiell kein Ersatz für eine professionelle medizinische Beratung. Wenn ihr regelmäßige oder ernsthafte Sehschwankungen bemerkt, solltet ihr einen Augenarzt oder einen anderen Facharzt aufsuchen, um die genaue Ursache zu klären und geeignete Maßnahmen zu besprechen – auch hinsichtlich eurer HWS-Probleme. Ist dies passiert, können die oben aufgeführten Übungen aber durchaus eine sinnvolle Ergänzung sein und euch helfen, die innere Unruhe etwas zu dämpfen.

Viel Spaß beim Ausprobieren! Und HAPPY NEW YEAR euch allen!