An manchen Tagen fühle ich mich wie ein Zombie. An wieder anderen bin ich so gut drauf, dass ich mich frage, ob meine Erkrankung eigentlich wirklich existiert. Vielleicht bilde ich sie mir ja nur ein? 



Andererseits: Nur weil Dinge nicht sichtbar sind, heißt das nicht, dass sie nicht da sind, oder? Manchmal braucht es nur ein wenig Bereitschaft, genauer hinzusehen.

Liegt es an uns?

Auf Instagram wird davon viel gefordert. Unter #awareness werden die mutmaßlich Sorglosen animiert, unser Übel ganz genau zu betrachten, darunter bestenfalls auch Ärzte, denen klar gemacht werden soll, dass es uns gibt und dass wir entsprechend behandelt werden wollen. 

Klar, wir Zebras brauchen Aufmerksamkeit und vor allem Einfühlungsvermögen. Doch dass wir davon im realen Leben nur so wenig abbekommen, liegt, denke ich, nicht nur an den Ärzten, über die wir oft schimpfen. Es liegt vielleicht auch an uns. 

Wenn Aliens zum Arzt gehen

Ich meine: Was soll ein Onkel Doktor denn tun, wenn wir wie Außerirdische in dessen Praxis treten, erwarten, dass er fließend Marsianisch spricht und gleichzeitig unseren seit Jahren angestauten Frust auf ihn abwälzen, vermischt mit haarsträubenden Selbstdiagnosen von Google (ungeachtet dessen natürlich, dass Zebras oft keine andere Wahl haben)? Ich kann mir gut vorstellen, dass sowas ein bisschen herausfordernd ist. 

Vielleicht hats aber nichts mit der Herausforderung zu tun, sondern eher mit Wut.

Irgendwas läuft doch schief

Ich erinnere mich: Nach der Geburt unseres Sohnes lag ich mit hohem Fieber und dem Verdacht auf eine Gebärmutterentzündung in der NA. Im Wartesaal hockten Mütter mit ihren spielenden Kindern, die sich über die Wartezeit aufregeten, ein Betrunkener randalierte und eine Omi wollte mal nach ihrem eingewachsenen Zehnagel schauen lassen. Der Pfleger, der mich damals sehr liebevoll versorgte, sagte zu mir: „Irgendwas läuft doch schief, wenn man die Patienten in Gedanken aus dem Klinikfenster wirft.“ 

Ich denke, es ist nicht verkehrt, wenn man sich genau das bewusst macht: Mediziner sind Menschen. Menschen mit Nervenkostüm, die ebenfalls sehr gern ernstgenommen und empathisch behandelt werden wollen. Gibt’s für diese Leute eigentlich auch einen awarness-Hashtag?