Ich bin müde. Die letzten Tage waren irgendwie überfrachtet. Hildegard, unser Hamster, trägt schon eine Weile eine dicke Backe mit sich herum, solidarisch wuchs ein Milchzahn unserer Tochter waagerecht und musste gezogen werden. Ansonsten: Mein Mann trauert um seinen geliebten Laptop, unser Sohn musste nach einem Sturz mal wieder zusammengeklebt werden und parallel zu all dem zetert unser Nachbar, weil ihm unsere Haustür zu laut ist.


Bemerkenswert

Manchmal finde ich es schon bemerkenswert, was Leute leisten, die einen Vollzeitjob haben, Kinder, und zu allem Überfluss auch noch persönliche Probleme. All das zu managen vertilgt Unmengen Kraft – bzw. Löffel -, während ich mitunter schon mit nur der Hälfte dieses Ballasts gruselige Zustände bekomme.

Wenn ich daran denke, fällt mir ein, wie ich neulich mit unserem Sohn im Schlepptau drei Stationen abklappern musste: Tierarzt, Optiker, Supermarkt. Kein Ding eigentlich, denn ich war gut drauf, fühlte mich fit, hatte keinen Zeitdruck und unser Sohn war wie üblich ein zauberhafter und rücksichtsvoller Begleiter.

Dumm gelaufen

Der Tierarztbesuch ging recht flott, denn wie üblich stand ich, da ich nicht daran gedacht hatte, vorher mal ein Telefon in die Hand zu nehmen, vor verschlossener Tür. An selbiger hing ein Schild: „Wir machen Urlaub.“ Naja, dumm gelaufen und blöd für den Hamster, der Autofahren ganz offensichtlich nicht besonders gern hat. Immerhin war die Fahrt nicht völlig umsonst gewesen, denn unweit der Praxis befindet sich unser Optiker, wo wir für Sohnemann (der ja eine seltene Augenkrankheit mit blöder Lichtempfindlichkeit hat) eine Sonnebrille mit Sehstärke bestellten.

Man kennt’s ja

Dann der Besuch im Supermarkt. Auch nicht dramatisch, abgesehen von den viel zu vielen Farben, Stimmen und Bewegungen. Aber mei! Man kennts ja schon. Genauso wie: Kurz bevor man glaubt „Puh, alles gut gegangen!“ erwischt es einen wie aus dem Hinterhalt und man knallt mit dem Gesicht auf den Boden. Aber mei! Man kennts ja…


Foto: Alexey Demidov