Mein Symptomregenbogen ist treuer als ein Schatten. Er ist bei mir, ob die Sonne scheint oder nicht. So auch gestern in einem Seminar für Psychologiestudierende.


Allein die Anwesenheit, die sich über Stunden zog, bereitete mir Probleme. Sitzen, konzentrieren, fokussieren – alles Dinge, die ich nicht tun kann, ohne einen Preis zu zahlen. Nach ungefähr der Hälfte der Veranstaltung kam ich auf die Idee, eine Sonnenbrille aufzusetzen, um mich zumindest von den visuellen Reizen weitgehend abzuschirmen. Es half! Ich fühlte mich sortiert, kontrolliert, befreit. Bis ich vor die restlichen Teilnehmer treten und einen kleinen Vortrag halten musste. Just in diesem Moment verlor ich die Kontrolle. Ich bekam einen waschechten Zitteranfall und musste abbrechen. Peinlich nennt man so etwas, doch immerhin weiß ich, wem ich das zu verdanken habe. Es ist nicht nur CCI, sondern eine mir unbewusste Angst, vor Menschen zu sprechen und von ihnen beobachten zu werden. Beobachtet zu werden heißt im Mittelpunkt zu stehen und der Mittelpunkt hat für gewöhnlich keine Notausgänge. Obendrein empfinde ich Stress durch CCI um ein Vielfaches höher, sodass mein Körper unter der Last irgendwann einfach kollabiert.

Heute darf ich dieses Spiel noch einmal mitspielen, mich zum Clown machen – denn so wirke ich mit meiner Sonnenbrille wahrscheinlich auf die anderen. Angst vor einer neuen Attacke habe ich eigentlich nicht. Mich kennt ja niemand und sobald die Veranstaltung beendet ist, lasse ich das Negative einfach hinter mir und erfreue mich an meinem Schein. Danach werde ich mich erneut solchen Situationen stellen. Bis es mir irgendwann nichts mehr ausmacht. Naja, selbst wenn…