Seit ich krank bin – bzw. war -, bin ich paranoid. Paranoider noch als ich es als dreifache Mutter sein müsste, würde ich sagen. Ich sehe überall Gefahren, die das Potential in sich tragen, unseren Kindern die gleichen scheußlichen Beschwerden aufzuhalsen wie mir seinerzeit. Ein Todfeind unter vielen: die Wickelkommode.


Je weniger, umso besser

Dass so viele Menschen unsägliche Qualen durch ihre Halswirbelsäule erleiden müssen, hat – und das ist kein Geheimnis – sehr viel mit unserer modernen Auffassung von Normalität zu tun. Vor etwa dreißig Jahren gab es in Deutschland nur halb so viele zugelassene Pkw wie heute. Und die waren im Durchschnitt auch um einiges langsamer (80-100 PS vs. 120-150 PS). Je zahlreicher und je schneller die Autos wurden, umso schlimmer wurden die Unfälle, die damit passieren können.

Fortschritt geht auch mit mehr Risiken einher.

Mehr, schneller, höher und weiter entwickelten sich auch andere Bereiche, wie der Sport. Was vor einigen Jahren noch außergewöhnlich und vermutlich sogar als undenkbar galt, wird heutzutage so selbstverständlich praktiziert wie der Gang zum Bäcker. Sportarten, wie Boxen, Trampolinspringen, Karate, BMX-Freestyle, Parcouring usw. sind Teil der Normalität geworden. Und weil das nicht mehr reicht, lassen wir uns Social Media sei Dank auch noch auf waghalsige Mutproben ein, die jeder Vernunft entbehren. Und klar, wir haben Spaß dabei. Doch im Sinne der Kopfgelenke ist meine Devise: Je weniger von all dem, umso besser. Better be safe than sorry und so weiter. Ist aber naheliegend, oder?

Awareness hier, Awareness da

Etwas, was einem nicht sofort in den Sinn kommt, wenn man an Unfallprävention zugunsten der Kopfgelenke denkt, sind Gefahren, die speziell unsere Kinder betreffen. Und das beginnt schon im Babyalter, wenn die Kleinen am meisten auf uns angewiesen sind. In Watte packen kann man sie zwar nicht – und das wäre ohnehin kontraproduktiv. Doch es gibt Dinge, die zumindest vermieden werden können, ohne dass es wehtut (im wahrsten Sinne des Wortes).

Dabei denke ich an eine Gruppe vermeintlich unschuldiger Möbelstücke, die man sich als frischgebackene Familie eigentlich gar nicht wegdenken kann: Wickelkommoden. Obwohl sie in vielen Kinderzimmern zum Standard gehören, bergen sie eine hinterlistige Gefahr: Trotz aller Sorgfalt kann es passieren, dass ein Baby von der Wickelkommode fällt. Und ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich kenne im Freundes- und Verwandtenkreis sehr viele solcher Geschichten. Die Folgen können tragisch sein und lebenslange Schäden verursachen. Was spricht also eigentlich dagegen, Wickelkommoden gar nicht erst anzuschaffen?

Wickelkommoden gibt es in allen Formen und Farben.

Alternativen

Hier bei uns zu Hause haben Wickelkommoden seit Jahren keinen Zutritt mehr. Wir wickeln stattdessen auf dem Boden oder im Bett. Auf den ersten Blick mag das unpraktisch erscheinen, aber ich erlebe eher das Gegenteil. Hier sind einige Gründe dafür:

  1. Stabilität: Wickeln auf dem Boden oder im Bett bietet eine flache, stabile Oberfläche, auf der das Baby sicher liegen kann. Dies minimiert das Risiko eines Sturzes.
  2. Bequemlichkeit: Unsere Babys fanden es immer sehr angenehm, auf einer weichen, vertrauten Unterlage an verschiedenen Orten im Haus gewickelt werden. Der Boden war in ersten Monaten sozusagen ihr Zuhause, insofern war das Wickeln etwas, das immer irgendwie mittendrin stattfinden konnte, ohne die Kleinen aus einer schönen Situation hinausziehen zu müssen. Mehr Bequemlichkeit für Mama und Papa wird aus unserer Sicht vor allem dadurch gewährleistet, dass ohne einen Wickeltisch auch nicht die Notwendigkeit aufkommt, diese aufräumen zu müssen. Denn Wickelkommoden sind wahre Chaoshochburgen. Ist keine da, muss man zwar auch aufräumen, aber das passiert oft in kleineren Intervallen und somit bekömmlicher (man kann seinen Kram ja nicht ewig auf dem Boden liegen lassen – auf so einer Kommode hingegen schon).
  3. Platz: Bei einem Wickelplatz auf Bodenhöhe gibt’s keine Platzprobleme. Man kann sich mit all seinen Utensilien ausbreiten.
  4. Flexibilität: Ohne eine zentrale Wickelstelle findet das Wickeln überall statt. Windeln und Zubehör sind trotzdem (oder gerade deshalb) gut erreichbar und können schnell zum Einsatz kommen. Das heißt natürlich nicht, dass man nicht flexibel denken kann, wenn man im Besitz einer Wickelkommode ist. 😉

Wer mit Wickelkommode gut klarkommt, sei hiermit nicht verurteilt. Ich wollte euch lediglich zeigen, dass es anders geht und man ruhig mit gewissen Konventionen brechen darf, wenn es einem damit besser geht. Denn eben das ist letztendlich doch das Wichtigste.