Vor fünf Jahren, als mein Körper noch gesund war, wäre ich niemals auf die Idee gekommen, allein eine mehrstündige Fahrt über die Autobahn zu unternehmen. In eine fremde Stadt. Mit zwei kleinen Kindern im Schlepptau. Never!!


Gestern habe ich es schlichtweg getan. Damit mein Mann, der sich seit Jahren Arme und Beine für uns ausreißt, eine kleine Weile Zeit für sich haben konnte. Ihm blieb dadurch nicht nur unsere mitunter erdrückende, laute, chaotische Gesellschaft erspart. Sondern auch der Kontrollmarathon in der Leipziger Uni-Klinik, dem sich unser Sohnemann alle drei Monate unterziehen muss.

Diesmal übernahm ich allein diesen Zwei-Mann-Job und habe neben meiner bestesten Freundin und ihrer Familie auch noch unsere ehemaligen Nachbarn überrascht. Es war wie ein Besuch in der Heimat – wunderschön.

Jetzt allerdings merke ich, was mich das Ganze gekostet hat. Und es ist traurig. Ich meine: Wie alt bin ich? (Dumme Frage, ich weiß. Alter und Gesundheit haben nur soviel miteinander zu tun, wie wir es von beiden erwarten.)

Aber ich bin auch ein kleines bisschen stolz. Stolz auf unsere Tochter, die das viele Laufen und Warten auf die Ärzte wunderbar mitgemacht hat. Auch unser Sohn war unbeschreiblich tapfer. Und ich selbst habe das wirklich nicht schlecht gemanagt. Hut ab, Mutti.

Und ich bin wieder einmal erstaunt. Darüber, wie viel ich mir trotz meiner Wehwehchen zutraue. Scheinbar werde ich umso mutiger, je zahlreicher diese werden.


(Foto: tookapic – pixabay.com)