Heute fühle ich mich unwohl, schwach, flau und ausgequetscht. Irgendetwas stimmt nicht.


Gestern war mein vorerst letzter Termin bei meinem Chiropraktor und, kaum zu glauben, es gab kaum Baustellen, die bedient werden mussten. Eigentlich ist das doch etwas Gutes. Das viele Training, wenn man das überhaupt so nennen kann, hat sich offensichtlich ausgezahlt, meine Statik ist jetzt wie sie sein sollte. Trotzdem fühle ich mich instabil, unheil könnte man es auch nennen. Und ich habe Angst. Irgendetwas läuft gewaltig schief in meinem Körper.

Wisst ihr, als kleines Kind hatte ich jede Nacht Albträume. Besonders häufig kamen darin Samson, der strubbelige Bär aus der Sesamstraße, und andere, ähnlich aussehende Gestalten vor. Anscheinend gab es für mich nichts Furchteinflößenderes.

Sicher überrascht es nicht, dass ich mir jeden Abend die originellsten Hindernisse einfallen ließ, um nicht ins Bett zu müssen. Doch gänzlich davor weglaufen konnte ich nicht, es sei denn, ich wollte erleben, wie mir der Geduldsfaden meiner Mutter um die Ohren flog.

Reumütig wie ein ungezogener Hund verkroch ich mich in meinem Bett und winselte leise vor mich hin. Niemand wusste, wie mir zumute war, denn Erwachsene von ihren eigenen Problemen abzulenken, war schon zu meiner Zeit niemals ratsam, geschweige denn möglich.

Bevor meine Augen zufielen, wanderte mein Blick stets hinab zu meinen Füßen, die fest von meiner Bettdecke umwickelt zu sein hatten – aus Schutz vor den Monstern. Diese haarigen Ungestalten waren nämlich alles andere als zimperlich. Mit ihren Klauen stocherten sie solange zwischen den Stoffschichten umher, bis sie meine Füße zu packen bekamen. Und das war mit Abstand das Schrecklichste, was passieren konnte. Denn sobald mich diese Kreaturen hatten, hatte mich Samson.

Samson war wirklich garstig. Er schüttelte mich mit aller Kraft, weil er wollte, dass ich die Augen öffne. Doch das tat ich nicht, denn es hätte gewiss mein Ende bedeutet. Deshalb biss ich die Zähne zusammen, stellte mich schlafend und ließ mich schütteln, bis der nächste Tag die Ungetüme aus meinem Zimmer warf.

Heute bin ich erwachsen, die Zeit der Monster ist vorbei. Doch meine allergrößte Angst ist bei mir geblieben und überfällt mich in Zeiten, in denen es mir schlecht geht. Es ist die Angst nichts ausrichten zu können, ausgeliefert zu sein und niemanden zum Reden zu haben. Seit ich Mama bin, kommt obendrein die Angst hinzu, nicht für meine Kinder da sein zu können. Doch das möchte ich und zwar wie nichts anderes auf dieser Welt.

Gerade sehe ich das verschmitzte Grinsen unseres Sohnes und in die Augen unserer Tochter, die mir verraten, dass sie wieder etwas im Schilde führt. Meine Angst vergeht. Denn ich weiß, dass ich alles für die beiden zu tun bereit bin. Selbst eine Axt im Hinterkopf könnte mich nicht davon abhalten – doch zugegeben: Auf einen Versuch würde ich es nicht unbedingt ankommen lassen.