Guten Morgen, ihr Lieben! Nun gut, womöglich ist für euch gerade Abend, Nachmittag oder schon Geisterstunde. Aber in jedem erdenklichen Fall wünsche ich euch das Gute daran. Ich muss gestehen, ich bin ein wenig aufgeregt.


Hier ist kein Platz für Perfektion

Dies ist mein erster Blog und noch weiß ich gar nicht, wohin die Reise führen soll. Klingt irgendwie enttäuschend, was? Aber keine Bange, ich bemühe mich um etwas mehr Relevanz! Was ich jedenfalls sicher weiß, ist, dass ich diesen riesigen Raum, hier, mitten im Internet, nicht mit aufwändig recherchierten Artikeln füttern möchte – zumindest noch nicht. Mir geht es eher darum, beim Schreiben den Kopf so gut es geht abzuschalten und zu entdecken, was passiert. Vielleicht entstehen Monologe, vielleicht beleuchte ich nebenbei spannende Alltagsphänomene oder krame ein wenig in der Vergangenheit. Meine rätselhafte Erkrankung wird selbstverständlich die Hauptrolle einnehmen – so es sich denn stimmig anfühlt. Mein Bauchgefühl entscheidet.

Wozu das gut sein soll? Eine ungebührliche Frage, finde ich. In solch verkopften Zeiten ist unser Bauch wahrlich arm dran und verdient es, in Erinnerung gerufen und auch gebraucht zu werden. Mir fällt das nach wie vor sehr schwer. Das beginnt schon jetzt, beim Schreiben dieses Textes. Mein Kopf möchte ihn am liebsten in eine sinnvolle und zugleich melodische Struktur pressen und bestenfalls millisekündlich auf Fehler überprüfen. Schließlich muss doch alles stimmig erscheinen, nicht? Stellt euch vor, irgendwo ließe ein Komma auf sich warten. Einigen Lesern wäre es schlagartig nicht mehr vergönnt, meine Schlauheiten zu ergründen, stattdessen sähen sie sich mit der unbedingt zu ergreifenden Gelegenheit konfrontiert, ihr grammatikalisches Know-how unter Beweis zu stellen. Für irgendwas muss es ja schließlich gut sein, nicht? (Entschuldigt meine Spitzen, die sind wirklich niemals böse gemeint 😉 ) Doch zurück zu unseren Bäuchen.

Wir alle bekommen früh beigebracht, unseren Köpfen und besonders den Köpfen anderer Vorzug vor unserer inneren Stimme zu geben. Wenn wir als Kinder begonnen haben, aus lauter Lust und Freude ein Bild zu malen, erschien nach kurzer Zeit ein strammer Zeigefinger: „Na na, ein Hausdach ist doch nicht gelb! Rot muss es sein!“, „Der Dampf einer Lokomotive ist auch nicht rosa und ein Fisch kann nicht fliegen!“, „Wieso malst du nicht einen hübschen Regenbogen? Schau mal, so! Wie deine große Schwester.“ Puff! Unsere Fantasie wurde in ihre Schranken gewiesen, unsere Lust, Neues zu erschaffen, für das, was üblich ist, zerquetscht. Und was uns einst aus sich heraus Freude bereitete, wurde zu etwas umfunktioniert, das wir alle aus Tierexperimenten kennen: zu einem Hebel. Einen, der uns, sobald wir ihn bedient haben, zuverlässig Lob von Menschen einheimste, deren Urteil wir aus verschiedenen Gründen für wichtig hielten. Unsere Bilder mussten dafür nur so normal wie möglich aussehen, die fliegenden Fische und der rosa Qualm von der Bildfläche verschwinden. Wertschätzung gab es dafür, dass wir aufgehört haben, unsere Welt, so klein sie anfangs auch war, zu etwas Besonderem zu machen.

… und auch nicht für Piranhas!

Ihr ahnt nicht, wie satt wir beide es allmählich haben, ich und mein Bauch. Zuzusehen, wie sich große Köpfe (und damit meine ich auch wirklich nur deren Umfang) wie fleischhungrige Piranhas auf kleine kreative Bäuche stürzen, bis nur noch Fetzen übrig sind. Fetzen, die mit der stärker werdenden Strömung auf einen großen Wasserfall zutreiben, der in ein schwarzes, langweiliges Loch regnet – dorthin, wo die Überreste anderer Bäuche übereinander liegen und zwischen noch mehr Überresten in Vergessenheit geraten.

… es sei denn, man möchte krank werden

Denn eines ist glasklar: Kein Bauch dieser Welt lässt widerstandslos zu, dass ein Kopf ihn überstimmt. Bis jemand gänzlich aufhört, er selbst zu sein, passiert einiges! Und genau das erlebe ich derzeit – so jedenfalls meine Theorie. Ich erlebe es in meiner Wirbelsäule, die sich anfühlt wie ein Fluch. Ich erlebe es, wenn der Boden schwankt oder die Wände sich um mich drehen. Ich erlebe es, wenn sich meine Arme und Beine kraftlos und taub anfühlen. Und ich erlebe es, wenn ich Angst habe, ohnmächtig zu werden. Begleitet mich, wenn ihr mögt, denn ich versuche alles, meine Gesundheit zurückzugewinnen. Mein Plan: Dieser Blog soll meine Erfolgsgeschichte werden und mich dann und wann von schweren Gedanken befreien, ablenken, aufheitern und euch unterhalten.

Falls sich der eine oder andere von euch nun aber fragen sollte: „Was ist sie denn nun? Körperlich krank oder psychisch?“, lautet meine Antwort: Es gibt kein Oder. Körper und Seele sind, zumindest bis wir sterben, miteinander verbunden. Im Umkehrschluss, so meine Überzeugung, muss das bedeuten: Wenn ich mich um das Wohlergehen meiner Seele kümmere, kann ich körperlich gesund werden, vollkommen egal, wie die Diagnose lautet. Klingt das logisch?

Aber erst einmal genug für heute. Ich bin in der 36. Schwangerschaftswoche und gerade heute ist ein Tag, den ich am liebsten snoezelnd im Bett verbringen würde. Rückblickend muss ich eingestehen, dass ich genau das bislang getan habe – träge und rund.

Lasst mich euch noch einen wunderschönen Tag wünschen. Ich für meinen Teil werde die Gunst meiner heutigen Unbeweglichkeit nutzen und noch ein wenig lesen.


(Foto: zoosnow – Pixabay; Suzy Hazelwood – Pexels.com))