Kinder sind wie Wundertüten – laut und bunt und man kann nie wissen, was sich in ihnen verbirgt. Lugt man hinein, darf man sich oftmals freuen und achtungsvoll erfahren, wie viel Schönes in etwas so Kleinem Platz findet. Doch Wundertüten können einen auch schwer enttäuschen.


Ich will Pommes haben!

Mit einer Freundin und ihrer dreijährigen Tochter besuchten unser kleiner Thronfolger, unsere Zaubermaus und ich heute einen Indoor-Spielplatz. Und da es draußen warm war und der Himmel wolkenlos, hatten wir die große überdachte Spielwiese beinahe ganz für uns allein.

Unsere Kinder hatten Spaß, tobten, rannten, kletterten – wie das im Optimalfall eben läuft auf einem Spielplatz – bis unsere Tochter sich vor mich stellte und sagte: „Ich will Pommes haben!

Meine Antwort fiel entsprechend aus:

Nein.“

Plus fairerweise eine Erklärung:

Ungesundes hattest du heute schon. Außerdem habe ich nicht genug Geld bei mir und irgendwie vermisse ich das kleine Wörtchen ‚Bitte’…“

Grummelig zog sie von dannen, während ich damit fortfuhr, unserem Sohn hinterherzurobben.

Giftblicke

Die Pommes-Angelegenheit rutschte darüber in Vergessenheit, sodass ich nach einer Weile Mühe hatte, nachzuvollziehen, weshalb mir unser großes Kind urplötzlich giftsprühende Blicke zuwarf. Sobald sie auf dem Weg zu einer neuen Spielstation an mir vorbeilief, nahm sie sich dafür sogar einige Sekunden Zeit. Nach der dritten Giftblick-Attacke wurde ich allmählich neugierig.

„Schatz? Komm mal bitte zu mir!“, rief ich. „Ich möchte mich mit dir unterhalten!“
So, jetzt kommts:
Anstatt, zweifellos noch immer grummelig, zu mir zu schlurfen, tat unsere Tochter etwas, das mein Mann und ich zu den allergrößten Fehltritten überhaupt zählen: Sie lief weg.

Dann gehen wir jetzt

Hinter einem riesigen Hamsterrad fand ich sie, unseren Sohnemann auf meinem Arm haltend, und war völlig perplex, als sie abermals das Weite suchte.
„Ist das dein Ernst?!“, schimpfte ich und nahm die Verfolgung auf. „Du rennst vor mir davon, wenn ich mit dir reden möchte?! Dann gehen wir jetzt!“

Tja, zumindest war das mein Plan. Doch selbst ohne Baby im Schlepptau wäre es mir nicht gelungen, unser außer Rand und Band geratenes Monsterchen zu erwischen. Obwohl… streicht das „chen“… Unsere Tochter kreischte, stampfte, brüllte und verhielt sich wie ein waschechtes Monster!

Polizei? Feuerwehr?

Die Situation war nervtötend, doch sie war mir weder peinlich, noch hatte ich Hemmungen, vor aller Augen und Ohren meinen Groll zu entfesseln. Nicht mittels Geschrei, denn Geschrei ist das mit Abstand Ineffektivste, für das man sich entscheiden könnte. Nein, ich blieb völlig ruhig, doch gleichzeitig entschlossen. Der Ausflug war beendet, komme, was wolle. Doch wie zum Geier sollte ich meine erneut untergetauchte Tochter finden, geschweige denn zum Gehen bewegen? 

Polizei? Feuerwehr?

Unterstützung

Glücklicherweise bekam ich Unterstützung. Zwei Mitarbeiterinnen entdeckten sie in einem der Klettertunnel und wurden laut:
„So ein Verhalten gibt es hier nicht! Komm sofort runter oder wir kommen und holen dich!“


Für gewöhnlich darf niemand, schon gar kein Fremder, dergestalt mit unseren Kindern sprechen. Doch es war die einzige Möglichkeit. Folgsam wie ein Hund kletterte sie zu mir herunter und wir konnten, von viel Weinen und Wimmern begleitet, den Nachhauseweg antreten. Unsere Verabredung ließen wir geschockt zurück.

Doch wie bereits erwähnt, mir ist das alles nicht peinlich. Unsere Tochter ist ein tolles Mädchen, das einen gehörigen Fehler begangen hat. Fehler macht jeder, auch ich, die ihre Pommes-Frage vielleicht nicht so schroff hätte abwimmeln sollen. Auch Erwachsene können enttäuschen…

Doch seis drum. Entscheidend ist, denke ich, cool zu bleiben und fair – besser spät als nie. Ich bin gespannt, wie der nächste Ausflug wird. ☺️


(Foto: pixabay – pexels.com)