Vor Kurzem schrieb mir ein sehr lieber Leser, der selbst Arzt ist, und stellte mir ein paar Fragen zu meinen Erfahrungen mit CCI. Und er inspirierte mich zu diesem Beitrag – oder genaugenommen dazu, ihn endlich mal zu beenden. Habt ihr schon mal was von der Buteyko-Atmung gehört?


CCI und Sympathikusstress

CCI, mit allem, was dazugehört, kann das vegetative Nervensystem in ein gefährliches Ungleichgewicht stürzen. Es entsteht Sympathikusstress. Sympathikusstress wiederum führt, unter anderem, zu Überatmung, das heißt: Der Körper atmet – in Vorbereitung auf Kampf oder Flucht – mehr Sauerstoff ein, als er eigentlich benötigt. Parallel dazu wird auch übermäßig viel Kohlendioxid (CO₂) abgeatmet, was unterm Strich eigentlich nach einer guten Bilanz klingt, oder? Viel Sauerstoff, ganz wenig CO₂…

Aber ihr ahnt schon, was jetzt kommt. Deshalb zählt wohl auch nicht als Spoiler, wenn ich euch schon mal verrate: Nein, das ist nicht gut.

Die Rolle von CO₂ im Körper

CO₂ ist nur ein Abfallprodukt des Gasaustauschs – das war in Summe alles, was bei mir aus dem Biologieunterricht noch hängengeblieben ist. Anders formuliert: auch nur ein Gas, das „hinten rauskommt“, und allenfalls lästig ist, sobald es sich in schlecht belüfteten Räumen ansammelt und Kopfschmerzen verursacht.
Sauerstoff demgegenüber – unser allerheiligstes Stoffwechselbenzin, ohne das es kein Leben gäbe – stand zweifellos schon immer ganz oben auf der Liste meiner Lieblingselemente. (Nicht, dass ich eine führen würde…)
Trotzdem war ich nicht überrascht, als ich lernen durfte, dass selbst CO₂ nützliche Funktionen erfüllt. Das fügte sich auch so wunderbar in mein generalüberholtes Bild von der Welt, vom Leben und vom Ist, dessen Quintessenz kurz zusammengefasst lautet: In allem steckt irgendetwas Gutes.
Was CO₂ betrifft, ist damit gemeint:

  • Regulierung des pH-Werts: CO₂ wirkt als Puffersystem zur Aufrechterhaltung des Blut-pH-Werts. Zu wenig CO₂ → Blut wird alkalischer → Symptome wie Schwindel, Muskelkrämpfe, Unruhe.
  • Bohr-Effekt (Bohr et al., 1904): CO₂ ermöglicht, dass Sauerstoff effizient von den roten Blutkörperchen an das Gewebe abgegeben wird. Hall & Guyton (2020; pp. 528–529) schreiben: „Eine Verschiebung der Sauerstoff-Hämoglobin-Dissoziationskurve nach rechts infolge eines Anstiegs von CO₂- und H⁺-Konzentrationen im Blut hat eine bedeutende Wirkung: Sie fördert die Freisetzung von Sauerstoff aus dem Blut ins Gewebe und verbessert gleichzeitig die Sauerstoffaufnahme in der Lunge.“ Weniger CO₂ bedeutet also paradoxerweise weniger Sauerstoffversorgung, trotz höherem O₂-Angebot. Und wenn in den Zellen zu wenig Sauerstoff ankommt, haben auch die Mitochondrien ein Problem. Denn die brauchen, um uns mit Energie versorgen zu können: Sauerstoff, einen ausreichenden CO₂-Spiegel und stabile pH-Werte.
  • Gefäßweite: CO₂ hat eine gefäßerweiternde Wirkung. Weniger CO₂ (durch Überatmung) → Gefäßverengung → eingeschränkte Durchblutung (z. B. im Gehirn → Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen).
  • Beruhigung des Nervensystems: Ein höheres CO₂-Level wirkt beruhigend auf das zentrale Nervensystem – hilfreich bei Stress, Schlafstörungen, Panikattacken. Ineffizientes Atmen hingegen senkt langfristig die CO₂-Toleranz, was den Körper noch sensibler auf normale Schwankungen reagieren lässt → Symptome wie Schwindel, Kurzatmigkeit oder Angst können selbst bei geringer Belastung auftreten.

Woran erkenne ich eine dysfunktionale Atmung?

Cool – also rein aus theoretischer Sicht. Uncool für die, die darunter leiden. Aber woher weiß man eigentlich, ob an der Art, wie man tagein, tagaus atmet, etwas auszusetzen ist – wenn allein die Wehwehchen, die man mit sich trägt, nicht sofort daran denken lassen?
Guckst du hier:

  • schnelle Atmung
  • Brustatmung
  • hörbare Atmung in Ruhe
  • häufiges Seufzen, Gähnen, Schnaufen und Luftanhalten
  • Hunger nach Luft
  • Mundatmung
  • trockener Mund und Hals
  • Heiserkeit
  • verstopfte Nase
  • häufiger Husten
  • wenig Erholung nach dem Aufstehen

Und genau hier setzt die Buteyko-Atmung an.

Die Buteyko-Atmung

Dr. Konstantin Buteyko war ein russischer Arzt, der eine spannende Entdeckung machte: Je kränker jemand war, desto auffälliger wurde seine Atmung – stärker, schwerer und ineffizienter. Daraufhin kam ihm die Idee, Atemübungen zu entwickeln, um durch die sanfte Erhöhung des CO₂-Spiegels die Sauerstoffaufnahme zu optimieren.

Dr. Buteyko bei der Arbeit. Seine Beobachtungsgabe beschert Patienten weltweit bis heute Linderung. (Bild: wirbelwirrwarr)

Methode:

  • Nasenatmung (auch nachts)
  • leise, flache Atmung – möglichst unhörbar
  • Atempausen nach dem Ausatmen (Kontrollpausen)
  • weniger Atemzüge pro Minute

Positive Effekte

  • die Sauerstoffaufnahme im Gewebe verbessern
  • den Vagusnerv aktivieren und eine Entspannungsreaktion auslösen
  • den Schlaf verbessern
  • den Blutdruck normalisieren
  • Stress und Ängste mindern
  • die Konzentration erhöhen
  • Asthmasymptome lindern
  • die Verdauung anregen
  • positive Effekte auf das Energielevel
Die Hauptsäulen der Buteyko-Atmung. (Bild: wirbelwirrwarr)

Neugierig?

Na? Neugierig? Dann lasst euch ruhig noch ein bisschen inspirieren. Vielleicht bereichert euch die Buteyko-Technik und ihr könnt damit große Erfolge auf eurem Weg aus dem CCI-Symptomchaos erzielen. Denn denkt immer dran: Weniger ist oft mehr.

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Bohr, C., Hasselbalch, K., & Krogh, A. (1904). Ueber einen in biologischer Beziehung wichtigen Einfluss, den die Kohlensäurespannung des Blutes auf dessen Sauerstoffbindung übt. Skandinavisches Archiv für Physiologie, 16, 402–412.

Hall, J. E., & Guyton, A. C. (2020). Guyton and Hall Textbook of Medical Physiology (14th ed., pp. 528–529). Philadelphia, PA: Elsevier.