Unter der Leitung von Dr. Jessica Eccles erblickte vor Kurzem eine neue spannende Studie zum Forschungsschwerpunkt Hypermobilität und emotionale Verarbeitung das Licht der Welt. Sie liefert Antworten auf eine Frage, die sich der eine oder andere Überbewegliche von euch vielleicht schon oft gestellt hat: „Bin ich falsch verdrahtet?“
Hypermobile sind ängstlicher und…
Wie schon in früheren Arbeiten drückt uns die Studie „Neural processes linking joint hypermobility and anxiety: Key roles for the amygdala and insular cortex“ von Kampoureli und Kollegen (2025) quasi mit der Nase in die verstärkte Reaktivität der Amygdala (aka unser Emotionszentrum) bei ängstlichen hypermobilen Personen – was als Hinweis auf eine intensivere Bedrohungsverarbeitung in dieser Gruppe begriffen werden kann.
Es kam allerdings noch etwas hinzu:
Es wurde eine funktionelle Kopplung zwischen Amygdala und und Precuneus festgestellt.
Was ist denn bitte ein Precuneus?
Der Precuneus ist ein Teil des sogenannten Default Mode Networks. Dieses Netzwerk ist immer dann aktiv, wenn wir nachdenken, wie es uns geht, was andere über uns denken, oder wenn wir introspektiv sind.

Die stärkere Vernetzung zwischen Amygdala und Precuneus bei hypermobilen Menschen könnte also erklären, warum Betroffene emotionale Reize intensiver und stärker auf das Selbst bezogen verarbeiten – also nicht einfach nur als potenzielle Bedrohung erkennen, sondern auch stärker im Kontext des eigenen Ichs interpretieren.
Geht das gegen mich?
Das könnte in etwa so aussehen:
„Geht das gegen mich?“
„Bin ich in Gefahr?“
„Oh Gott, war ich das?“
„Habe ich mich gerade bloßgestellt?“
„Bin ich falsch verdrahtet?“
Diese Art von Verarbeitung ist typisch für Menschen mit großer innerer Unsicherheit, und sie kommt ebenfalls bei Angststörungen vor. Kaum verwunderlich, dass viele hypermobile Menschen damit ihre Schwierigkeiten haben – zumal sie, ohne greifbaren Bezug zu einem möglichen Auslöser, gar nicht verstehen, warum sie so empfindsam sind. Betroffene halten sich deshalb oft für „kaputt“ und entwickeln infolgedessen Probleme, mit ihren Gefühlen umzugehen.
Dabei sitzt die Antwort im Gehirn und lautet:
Hypermobile haben besondere Gehirne, mit denen sie Reize nicht nur stärker wahrnehmen, sondern sie auch unmittelbarer auf sich selbst beziehen. Das macht sie leider auch psychisch zu wahren Wackelkandidaten.
Kampoureli, C. N. et al. (2025). Neural processes linking joint hypermobility and anxiety: Key roles for the amygdala and insular cortex. The British Journal of Psychiatry, 1–7. https://doi.org/10.1192/bjp.2024.259
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