Eine im Februar 2025 veröffentlichte Studie von Bohra und Kollegen untersuchte die Anwendung von Halo-Westen-Traktion zur Diagnose von CCI, insbesondere bei Patienten mit erblichen Bindegewebserkrankungen (zum Beispiel EDS). 21 Patienten mit verschiedenen EDS-Symptomen wurden untersucht.


Symptomverbesserung durch Traktion

Traktion bedeutet in der Medizin das gezielte Ziehen oder Auseinanderziehen von Körperteilen, meist zur Stabilisierung, Entlastung oder Behandlung von Fehlstellungen.

Die „Halo-Weste“ ist ein System aus einem metallenen Ring (Halo), der mit kleinen Schrauben am Schädel befestigt wird, und einer Weste, die fest am Oberkörper sitzt. Der Ring ist über Stäbe mit der Weste verbunden. Durch diese Konstruktion wird der Kopf in einer festen Position gehalten.

Ein überglücklicher Patient mit CCI in einer Halo-Weste: Der Halo-Ring wird am Schädel befestigt, Traktion wird angewendet und die Korrektur bildgebend überprüft. Danach wird der Ring mit einer Weste verbunden, um die Position zu fixieren. (Bild: wirbelwirrwarr)

Nach Anwendung der Halo-Westen-Traktion im Rahmen der Studie wurde deutliche Symptomverbesserungen festgestellt:

  • Kopfschmerzen: Rückgang von 6/6 auf 0/6 bei 5 Patienten
  • Hirnstamm-Symptome: 11/15 auf 1/15
  • Kleinhirnfunktionen: 3/3 auf 0/3 bei 8 Patienten
  • Hörvermögen: Verbesserung bei 5 Patienten
  • Blasenfunktion und Karnofsky-Score ( = Bewertungssystem für die Funktionsfähigkeit von Patienten) ebenfalls deutlich verbessert (Karnofsky +30 %)

Unauffällige Bilder und trotzdem instabil

Die Forscher fanden heraus, dass die Halo-Westen-Traktion nicht nur Symptome wie Schmerzen und Muskelkrämpfe lindern kann, sondern auch als diagnostisches Hilfsmittel dient, um die Stabilität des kraniozervikalen Übergangs zu bewerten. Dies ist besonders relevant, da herkömmliche bildgebende Verfahren – wie MRT oder CT – oft keine eindeutigen Hinweise auf Instabilität liefern.

Der Grund dafür sind oft chronische Muskelverspannungen oder Spasmen, besonders im Nacken, Schulterbreich und manchmal bis in den Rücken. Logisch, denn wenn irgendwo in der Wirbelsäule eine Instabilität vorherrscht, versucht der Körper die damit einhergehende Überbeweglichkeit zu „blockieren“, indem er die umliegende Muskulatur anspannt. Die Halo-Westen-Traktion reduziert nun aber die Instabilität temporär – dadurch kann sich die Muskulatur entspannen und die Spasmen lassen nach. Genau diese Reaktion soll den Autoren zufolge als diagnostischer Hinweis verstanden werden, dass die Spasmen durch mechenische Instabilität verursacht wurden – und nicht durch zum Beispiel Stress oder neurologische Erkrankungen.


Bohra, H., Maalouly, J., Neha, C., Stewart, C., Diwan, A. D., Petersingham, G., Seex, K., & Rao, P. J. (2025). Halo traction evaluation of craniocervical instability in hereditary connective tissue disorder patients: Case series. Journal of clinical neuroscience : official journal of the Neurosurgical Society of Australasia132, 110957. https://doi.org/10.1016/j.jocn.2024.110957