Die letzten Tage waren sehr hart für mich. Doch es wird bereits besser. Mein Mann schaffte es, mich daran zu erinnern, dass das Leben nicht nur aus tiefen Löchern besteht.


Ein Kind zu verlieren, egal, ob es erst so groß wie eine Tomate ist, oder frisch geboren oder erwachsen, ist das Schlimmste überhaupt. Ein Kind ist ein Kind. Und ein Mutterherz liebt von Anfang an. Jedenfalls sollte es so sein. Doch ich glaube, ich selbst konnte diesem Anspruch diesmal nicht gerecht werden.

Über die vielen Wochen habe ich oft mit unserer Kleinen gesprochen. Ich versicherte ihr immer wieder, wie sehr Mama und Papa sie lieben. Doch zugleich dachte ich an meine Erkrankung und wie es mir kurz nach der letzten Schwangerschaft erging: halbtot, zu nichts fähig, weit weg von einer funktionierenden Mutter. Was, wenn sich das wiederholen würde? Ich war hin- und hergerissen.

Und so entschied ich mich, etwas zu tun, was eigentlich gänzlich unmütterlich ist: eine Bedingung aufstellen. „Meine Kleine“, flüsterte ich oft, „ich weiß, es ist gemein. Doch ich möchte dich bitten, zu gehen, sollte dein Heranwachsen mich zu sehr schwächen. Ich liebe dich wirklich sehr, glaub mir. Und genau deshalb möchte ich uneingeschränkt für dich und deine Geschwister da sein. Aber bitte, wenn du spürst, dass ich das nicht schaffen kann, dann geh lieber, so sehr es mir auch das Herz bricht. Such dir eine gesunde Mama. Such dir einen Ort, wo du glücklich werden kannst und geliebt wirst.“

So habe ich mit meiner Kleinen verhandelt. Ziemlich grotesk, nicht? Doch ich sah einfach keinen anderen Weg. Ich will meinen Kindern um alles in der Welt Sicherheit geben und ihnen zeigen, dass ich für sie da bin. Und kann ein Baby, um das ich mich nicht kümmern kann, wirklich glücklich sein? Die Entscheidung überließ ich, feige wie ich bin, ihr – unserer kleinen Tochter.

Umso mehr trauere ich nun. Doch dank meines Mannes betrachte ich unsere Kleine dennoch nicht als verloren oder verstoßen. Ich weiß, dass noch alles möglich ist, insbesondere je stabiler ich werde. Ich halte unserer Kleinen auf jeden Fall ein Plätzchen in unserem Bett frei. Und wenn wir zwei dann bereit sind, wird innig gekuschelt.