…aber das wusste ich längst. Anstatt mit zwei Nieren, hat mich Gott mit vier bedacht – als Reserve vermutlich oder weil die Evolution mal wieder was Neues rausbringen musste.


hEDS?

Meine Hautbiopsie ergab übrigens nichts Besorgniserregendes, ebensowenig die Genanalyse, die aufgrund meiner Überbeweglichkeit angestrengt wurde. Zwar passe ich optisch durchaus gut ins Raster der genetischen Bindegewebserkrankungen, doch der Laborzettel ist anderer Ansicht. Freigesprochen bin ich deshalb allerdings nicht, zumindest was das Ehlers-Danlos-Syndrom betrifft, genauer gesagt das hypermobile Ehlers-Danlos-Syndrom (hEDS). Für dieses wurde nämlich noch keine genetische Ursache gefunden, insofern bleibe ich wohl noch im Rennen.

Stammbaumbaustellen

Nichtsdestotrotz hielt die Genetikerin doch noch eine Überraschung bereit. Genauer gesagt einen Verdacht. Denn als sie sah, dass unser Sohn bereits eine Brille trägt, überkam sie Neugier und sie kritzelte prompt einen Stammbaum auf einen nagelneuen Bogen Papier. Während sie mir alle möglichen Fragen zu den Krankheitsgeschichten meiner Familie stellte und sie den Stammbaum mit Symbolen und Farben ausschmückte, erhärtete sich ihre Vermutung. „Ihr Sohn könnte okulären Albinismus haben“, offenbarte sie schließlich und schlug einen Bluttest vor.

Und den ließen wir durchführen. Allerdings nicht mit dem Blut unseres Sohnes, sondern zum nächstmöglichen Zeitpunkt mit dem Blut meines Vaters, der – wie sein Bruder und mein Uropa – stark sehbehindert ist. Die Ursache lag seit jeher im Verborgenen, lediglich die eigenartigen Begleitsymptome, wie Nystagmus, Nachtblindheit oder Astigmatismus, hatten Namen erhalten. Man könnte auch sagen, die Ursache der Sehprobleme auf der väterlichen Seite meines Stammbaums waren bislang ein unfreiwilliges Familiengeheimnis.

Mal sehen, was draus wird. Vermutlich sind wir sowas wie die X-Men.