Zwar hält wirbelwirrwarr.de nun Winterschlaf, doch das Wirbelwirrwarr in den Körpern betroffener Menschen ruht leider nicht. Einer von ihnen – der liebe Stefan – fasste sich darum ein Herz, um ein ganz wichtiges Thema anzusprechen und mit euch zu teilen: Fluorchinolone und ihre Risiken. Wie auch bei meinen eigenen Beiträgen gilt jedoch: Bitte bewahrt einen kritischen Sicherheitsabstand, zieht Ärzte zurate und scheut euch nicht, zusätzlich selbst zu recherchieren.
Was sind Fluorchinolone?
Fluorchinolone (FQ) sind eine Gruppe synthetischer Antibiotika, die gegen eine Vielzahl von Bakterien wirken. Ihr Einsatzbereich umfasst unter anderem:
- Harnwegsinfekten
- Atemwegsinfekten
- Haut- und Weichteilinfektionen
- teilweise auch bei Magen-Darm-Infektionen
Wirkweise und Beispiele
FQ blockieren bestimmte Enzyme der Bakterien, die für deren Vermehrung notwendig sind.
Beispiele:
- Ciprofloxacin
- Levofloxacin
- Moxifloxacin
- Norfloxacin
Stefans Botschaft
„Diese Antibiotika führen zu einer instabilität der Liagamenta, Frauen sind öfter betroffen weil sie dieses Medikament öfter verschrieben bekommen wegen Blasenentzündungen.
Zerstören Mitochondrien andere Viren und Bakterien Flammen auf weil das Immunsystem angegriffen wird sind aber falsche Maker. Der Glutathion Spiegel sinkt auf Null deshalb kann der Körper nicht mehr entgiften und die Zellkraftwerke gehen kaputt. Folge sind Blutanämie usw. Viele psychische Erkrankungen werden auch dadurch ausgelöst….der Wirkstoff ist auch in Nasen und Ohrentropfen und greift sogar die Bandscheibenstruktur an. Es ist wie eine Ms ohne Marker….teilweise Neuroinflament im Liquor wo niemand weiß wieso und warum. Und auch eine geringe Eiweiß Erhöhung. Auch das Hormonsytem wird angegriffen.“
Ich drösel all diese Punkte (oder zumindest einige) mal kurz auf, um zu schauen, ob es auch Belege dazu gibt. Aber nur grob, ich muss schließlich ruhen. 😀
1) FQ bewirken eine Instabiliät der Bänder
Also: Studien, die Effekte von FQ explizit auf die Beschaffenheit der Bänder rund um die Kopfgelenke untersuchten (oder überhaupt auf Bänder), habe ich auf die Schnelle nicht gefunden. Aber es gibt übertragbare Arbeiten: Zum Beispiel konnten Daneman und Kollegen 2015 im Zuge einer hochwertigen Kohortenstudie (1,74 Mio. Personen) aufgezeigt, dass FQ Kollagen-assoziierten schweren Nebenwirkungen wie Sehnenrisse, Aortenaneurysmen (Gefäßaussackungen) und in geringem Umfang auch Netzhautablösungen verursachen können (siehe auch Yu et al., 2019).
Deng und Kollegen schauten sich 2011 erstmalig nicht nur an, wie FQ auf Sehnen wirken, sondern welche Auswirkungen sie auf Bandzellen (Vorderkreuzband) haben – allerdings bei Kaninchen. Sie fanden:
- Schon bei mittleren Konzentrationen löste Levofloxacin einen regelrechten Zelltod aus.
- Die Zellen bauten vermehrt abbauende Enzyme (MMP-3 und MMP-13) auf, während Schutz-Proteine (TIMP-1) zurückgingen.
Eine Laborstudie von Guzzardi et al. (2019) dazu: Aortenwand-Zellen von Patienten wurden im Reagenzglas Fluorchinolonen ausgesetzt. Daraufhin entstand ein Ungleichgewicht von Abbau-Enzymen (MMPs) und ihren Hemmern (TIMPs), also ein Abbau von Kollagen in der Aortenwand, plus verstärkter Zelltod und veränderte Stoffwechselaktivität. Der Kollagenabbau scheint denen in Sehen zu ähneln. Einschränkend muss allerdings gesagt werden: Das Gewebe wurde aus erkrankten Aorten entnommen, insofern ist nicht klar, ob FQ Auslöser oder Verstärker der beobachteten Effekte waren.
- Bei höheren Dosen sank sogar die Produktion von Kollagen Typ I, also genau dem Baustoff, aus dem Bänder hauptsächlich bestehen.
- Unter dem Mikroskop waren typische Schäden in den Zellorganellen zu sehen, unter anderem auch an den Mitochondrien (den „Kraftwerken“ der Zellen).
Ein Fallbeispiel hab ich auch (Biesenbach, 2014)
Eine 68-jährige Frau bekam das Antibiotikum Levofloxacin. Schon nach dem ersten Tag traten Schmerzen und Schwäche an der Achillessehne auf. Später stellte sich heraus: die Sehne war gerissen, ohne Unfall oder besondere Belastung.
Daneman und Kollegen (2025), Duman und Kollegen (2025) und Pieper (2024) erklären, woran das liegt:
- FQ können die Kollagenbildung bremsen (Kollagen ist der wichtigste „Bau- und Haltebaustoff“ in Sehnen und Bändern).
- Gleichzeitig regen sie den Körper an, abbauende Enzyme zu bilden, die Kollagen und andere Stützstoffe zersetzen.
- zudem wird der Energiehaushalt der Sehnenzellen gestört (Mitochondrien, „oxidativer Stress“).
- Auch Immunzellen, Blutgefäße und Nerven in der Sehne können beeinflusst werden – das begünstigt Entzündung, Schmerz und Rupturen.
Besonders gefährdet laut Biesenbach (2014):
- Ältere Menschen (über 60)
- Menschen, die zusätzlich Cortison einnehmen
- Wer schon einmal Probleme mit Sehnen oder Bändern hatte
2) FQ bringen den Energiehaushalt durcheinander
Siehe oben, das wurde abgehandelt.
3) FQ senken Glutathion
Glutathion ist ein körpereigenes Antioxidans – eine Art „Schutzschild“ in den Zellen. Es hilft, aggressive Sauerstoffmoleküle (ROS) abzufangen und so Zellen, Mitochondrien und Eiweiße zu schützen. Man kann es sich als eine der wichtigsten „Entgiftungslinien“ vorstellen. Bei Michalak und Kollegen (2017) ist nachzulesen: Antioxidantien, darunter auch Glutathion, können abfallen. Dadurch ist der Schutz der Zellen geschwächt, und die Mitochondrien geraten leichter aus dem Gleichgewicht. Glutathion verschwindet aber nicht komplett. Reduktionen bedeutet eine Verschiebung im Gleichgewicht, kein völliges Abschalten der Entgiftung.
4) FQ verursachen psychische Erkrankungen
Es stimmt, FQ können neuropsychiatrische Nebenwirkungen verursachen. Pieper (2024; Quellen sind dort nachzulesen) erklärt es so:
- GABA-Hemmung: FQ blockieren den wichtigsten „beruhigenden“ Botenstoff im Gehirn (GABA). Statt Beruhigung → Übererregung des Nervensystems.
- NMDA-Aktivierung: führt zu „Brain Fog“ und Gedächtnisstörungen.
- NSAIDs (Ibuprofen, Diclofenac): verstärken den Effekt drastisch (bis zu 33.000-fach!). Kombination = hohes Risiko für Krampfanfälle.
- Magnesium-Bindung: FQ entziehen Magnesium, das normalerweise Nervenzellen stabilisiert → mehr Übererregung.
- Oxidativer Stress: FQ fördern freie Radikale, während Schutzsysteme wie Glutathion geschwächt werden. → Nervenschäden, Störungen von Serotonin und GABA.
- Koffein: wird schlechter abgebaut → verstärkt Unruhe.
5) Nebenwirkungen von FQ sind wie MS ohne Marker
Da hat Stefan einen Punkt. Für MS (Multiple Sklerose) gibt es klare Diagnosemarker (MRT, Liquor, Oligoklonale Banden)Objektiv lässt sich also zeigen: „Da ist was.“ Bei Schäden, die durch FQ ausgelöst wurden, gibt es zwar teils ähnliche Beschwerden (Neuropathien, Fatigue, neuropsychiatrische Symptome, evtl. auch Liquor-Eiweiß-Erhöhungen) – aber es fehlen etablierte Marker, um den Schaden zweifelsfrei nachzuweisen. Therapeutisches Niemandsland, wenn man so will…
Trotzdem gibt’s Therapieoptionen:
Therapie
Nach Pieper (2024) gibt es Wege, die unerwünschten Wirkungen der FQ zu behandeln – oft jedoch mit experimentellen, nicht-standardisierten Methoden:
- Antioxidantien und Naturstoffe (z. B. Curcumin, Ashwagandha, Resveratrol, Propolis) werden zur Hemmung des Kollagenabbaus diskutiert.
- Hydroxyprolin (eine spezielle Aminosäure, wichtig für stabiles Kollagen) plus Vitamin C wird manchmal eingesetzt.
- Physiotherapie, Schonung, sanfte Therapien (z. B. Faszienbehandlung) können helfen.
- GABA oder Vorstufen (L-Glutamin, Taurin, L-Theanin) zur Stärkung der Hemm-Botenstoffe.
- Probiotika (Lactobacillus, Bifido): über die Darm-Hirn-Achse können sie GABA fördern.
- Hydroxycobalamin, Allicin: gegen Nitrostress und Brain Fog.
- Neurosteroide wie Pregnenolon oder Allopregnanolon: wirken ähnlich wie Benzodiazepine, beruhigend und angstlösend.
- Melatonin: schützt die Mitochondrien im Gehirn und verbessert den Schlaf.
- Magnesium und Zink: wichtige Schutzfaktoren im Nervensystem.
Doch Heilung verläuft oft langwierig, manchmal unvollständig.
Unterm Strich
Fluorchinolone können Kollagengewebe schwächen. Das betrifft nicht nur Sehnen, sondern prinzipiell – das bedeutet, es ist biologisch völlig plausibel und sollte deshalb mehr beforscht werden – auch Bänder, Gelenkkapseln und andere Strukturen, die Stabilität im Körper geben. Ergo: FQ, wie eigentlich alle Sorten Antibiotika, sollten bestenfalls nur dann eingenommen werden, wenn es wirklich keine andere Option gibt. Bei bestehenden Bindegewebsproblemen ist zudem besondere Vorsicht geboten.
Danke, lieber Stefan.
Stefans Quellen:
Das Versprechen an die tote Tochter – GlücksPost
Gefährliche Antibiotika? Nebenwirkungen von Fluorchinolonen – die ganze Reportage | stern TV
Fluorchinolone: Gefährlich und zu oft verordnet – Institut AllergoSan
Popular antibiotics linked to growing number of suicide deaths, patients unaware of side effects
‘I can’t walk today:’ 25 Investigates finds millions still prescribed risky antibiotic
Zyla möchte ein Happy End – wirbelwirrwarr
Ergänzungen:
Biesenbach, S. (2014). Medikamentenbedingte Sehnenrupturen am Bewegungssystem. Manuelle Medizin, 52(2), 163–164. https://doi.org/10.1007/s00337-014-1095-3
Daneman, N., Lu, H., & Redelmeier, D. A. (2015). Fluoroquinolones and collagen associated severe adverse events: a longitudinal cohort study. BMJ open, 5(11), e010077. https://doi.org/10.1136/bmjopen-2015-010077
Duman, E., Müller-Deubert, S., Pattappa, G., Stratos, I., Sieber, S. A., Clausen-Schaumann, H., Sarafian, V., Shukunami, C., Rudert, M., & Docheva, D. (2025). Fluoroquinolone-mediated tendinopathy and tendon rupture. Pharmaceuticals, 18(2), 184. https://doi.org/10.3390/ph18020184
Deng, Y., Chen, B., Qi, Y., Magdalou, J., Wang, H., & Chen, L. (2011). The effects of levofloxacin on rabbit anterior cruciate ligament cells in vitro. Toxicology and Applied Pharmacology, 257(1), 67–73. https://doi.org/10.1016/j.taap.2011.08.019
Guzzardi, D. G., Teng, G., Kang, S., … (2019). Induction of human myofibroblast-mediated extracellular matrix dysregulation: A potential mechanism of fluoroquinolone-associated aortopathy. The Journal of Thoracic and Cardiovascular Surgery, 157(1), 109–119.e2. https://doi.org/10.1016/j.jtcvs.2018.07.105
Mennander, A. A. (2019). The dark side of fluoroquinolones. The Journal of Thoracic and Cardiovascular Surgery, 157(1), 122–123. (Editorial commentary)
Michalak, K., Sobolewska-Włodarczyk, A., Włodarczyk, M., Sobolewska, J., Woźniak, P., & Sobolewski, B. (2017). Treatment of the Fluoroquinolone-Associated Disability: The Pathobiochemical Implications. Oxidative medicine and cellular longevity, 2017, 8023935. https://doi.org/10.1155/2017/8023935
Pieper, S. (2024). Fluoroquinolone-associated disability FQAD: Nebenwirkungen von Fluorchinolonen (2. Aufl.). Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-658-46082-4
Yu, X., Jiang, D., Wang, J., Wang, R., Chen, T., Wang, K., Cao, S., & Wei, X. (2019). Fluoroquinolone use and the risk of collagen-associated adverse events: A systematic review and meta-analysis. Drug Safety, 42, 1025–1033. https://doi.org/10.1007/s40264-019-00828-z
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